Zur Erklärung der Farbenblindheit aur der Theorie der Gegenfarben / von Ewald Hering.
- Ewald Hering
- Date:
- 1880
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Credit: Zur Erklärung der Farbenblindheit aur der Theorie der Gegenfarben / von Ewald Hering. Source: Wellcome Collection.
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![3a und weisse, die der andern nrir eine blane (oder violette) und weisse Valenz haben, Avie sich aus meiner Theorie von vornherein ergibt, sobald die rothen und grünen Valenzen ausfallen. Aber man be- denke, mit welchen Mitteln die Dreifarbentheorie zu diesem Ziele li-elangt ist! Erstens hat sie ihre eigene Grundlage, nämlich die Annahme specifisch verschiedener Erregbarkeitsverhältnisse der drei Faserarten, hier insbesondere der roth- und der grünem- ]:»findenden aufgegeben; zweitens gibt sie den Erregbarkeitscurven eine Form, welche aus der Theorie gar nicht abzuleiten, sondern ganz ad hoc erfunden ist. Für den Vertreter der Theorie der Gegenfarben liat der Wegfall der rothen und grünen Valenzen bei einem Farben- lilinden den vollen Werth eines Experimentes, welches die Natur Mi'lbst für ihn angestellt hat, und aus Avelchem er mm die Avichtig- sten Schlüsse für die Theorie der Lichtempfindungen des normalen Auges ziehen kann. Für die Dreifarbentlieorie in ihrer neuen Form aber ist die Untersuchung der Farbenblinden absolut Averth- los; denn man erhält dadurch keinerlei neue Aufschlüsse über die Form der Erregbarkeitscurven des normalen Auges, sondern die Farbenblindheit ist viel mehr für diese Theorie nur ein neues Problem, zu dessen Lösung auch ganz neue Hypothesen gemacht werden müssen. Auch hier Avieder muss betont Averden, dass in den Erschei- nungen der Farbenblindheit an sich nicht der mindeste Anlass liegt, auf eine Theorie, Avic die eben erörterte, zu verfallen. Denn wenn die Kothgrünblindcn anerkannter- Maassen nur zAvei Farben >ehcn, nämlich Gelb und Blau (oder Violett), oder Avie Donders mit Göthe und mit den Malern sagt, eine Avarme und eine kalte Farbe, so ist doch das einfachste anzunehmen, dass diese beiden Farljen zA\^ei specifischen Energien entsprechen, nicht aber drei. Wie paradox müsste Einem, der die EntAvicklungsgeschichte der Droifarbentheorie nicht kennt, oder gar dem Farbenblinden selbst 'lie Behauptung yorkonnnen, dass zAvar den blauen Empfindungen '1er einen Hälfte seines Spectrums eine bestimmte specifische Energie •1er Faseraii; des Sehorgans entspreche, den gelben Empfin- 'biiigen der andern Plälftc aber zAvei specifische Energien oder l'asorarten, nändich eine grün- imd eine rothempfindende Faserart. rndoni die Dreifarbentheorie die beiden Erregbarkeitscitrven der '■otli- und grünempfindonden Fasern congruent macht, setzt sie](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21634890_0039.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)