Die Lehre von den Naseneiterungen : mit besonderer Rücksicht auf die Erkrankungen des Sieb- und Keilbeins und deren chirurgische Behandlung.
- Grünwald, L. (Ludwig), 1863-1927.
- Date:
- 1893
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Credit: Die Lehre von den Naseneiterungen : mit besonderer Rücksicht auf die Erkrankungen des Sieb- und Keilbeins und deren chirurgische Behandlung. Source: Wellcome Collection.
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![Noch im November 1890 brach die rechte, im Januar 1891 die linke Stirnhöhle wieder auf, Neuerdings wurden beide eröffnet, wobei sich in der rechten schwammige Granulationen, ausserdem ausgebreitete Caries des rechten Orbitaldaches und oberen Orbitalrandes fanden, so dass hier der Knochen resecirt werden musste. Ebenso war die lamina papyracea des Siebbeins teilweise cariös. Jetzt erst wurde beiderseits die untere Stirnhöhlenwand nach der Nase hin clurchstossen und drainirt, worauf unter Ausspülungen Ende Mai Heilung eintrat. Steinthal nimmt nun an, dass alle diese Knochenerkrankungen schon von Anfang an gleich nach dem Schnupfen entstanden seien. Das Stirnhöhlenempyem anlangend, kann man ihm da wohl kaum widersprechen. Anders steht es schon mit der Stirnhöhlencaries. Im Juni 1889 fand man bei der Sondirung noch keinen rauhen, nicht einmal entblössten Knochen, im September stiess man erst auf letzteren. Nun ist ja allerdings kein Zweifel, dass der Abscess- inhalt schon damals aus der Stirnhöhle stammte, und darum musste die vordere oder untere Wandung derselben durchbrochen sein. Das ist auch nichts erstaunliches, nachdem ja mit der Nase augen- scheinlich (in dieser fand sich kein Eiter) keine Communication bestand. Aber diese Perforation ist immerhin, wenigstens links, erst nach ungefähr 3 Monaten, rechts nach mindestens mehreren Wochen eingetreten und somit nur als Usur durch den aufgespeicherten Eiter aufzufassen. Und nun gar die Siebbein- und Orbitalcaries! Waren diese schon von Anfang an da, wie kommt es, dass bei der ersten Stirnhöhleneröffnung, 5/4 Jahre nach Beginn der Er- krankung nichts davon gefunden wurde? Es liegt die Erklärung viel näher, dass die erste Operation, welche zur völligen Abschliessung der Stirnhöhlen nach aussen führte, bewirkte, dass das in denselben abgesonderte Secret (denn von einer »Verödung«, wie Steinthal sie wollte, war keine Rede) nicht blos neuerdings nach aussen seinen Weg suchte, sondern auch nach innen und hier zur Infection der Sieb- beinzellen und Caries der angrenzenden Knochenwandungen führte. Das musste sogar unfehlbar geschehen, denn es war verab- säumt worden, den Weg nach der Nase zu bahnen und eine von S. beabsichtigte Verödung der Stirnhöhlen durch Anlegen der äusseren Haut konnte nicht zu Stande kommen, da zu diesem Zwecke die Resection nicht ausgiebig genug gewesen war. Auf die in diesem Falle sichere acute Entstehung des Stirn- höhlenempyem's, sowie überhaupt auf die Entstehung von Neben- höhlenerkrankungen nach acuten Affectionen soll bei der Erörterung, der chronischen Naseneiterungen noch näher eingegangen werden. Ebendaselbst sollen erst die acuten Empyeme der Nebenhöhlen im (.cfolge acuter Infectionskrankheiten behandelt werden, da bisher nur wenige solche Fälle in vivo beobachtet res]), behandelt worden sind und ihr Hauptinteresse in ihrer Bedeutung für die Aetiologie chronischer Eiterungen besteht.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2178033x_0031.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)