Grundzüge der allgemeinen Kriegschirurgie : nach Reminiscenzen aus den Kriegen in der Krim und im Kaukasus und aus der Hospitalpraxis / von N. Pirogoff.
- Nikolai Pirogov
- Date:
- 1864
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Credit: Grundzüge der allgemeinen Kriegschirurgie : nach Reminiscenzen aus den Kriegen in der Krim und im Kaukasus und aus der Hospitalpraxis / von N. Pirogoff. Source: Wellcome Collection.
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![Euro])a sehr selten als immittelbare Folge der Erschütterung beobachtet wird, ein traumatischer Krampf sei, ist noch nicht entschieden. Gewöhnliche (nicht tetanische) Krämpfe erschei- nen auch sehr selten ohne Verletzung eines Centralorgans. Höchstens zeigen sie sich bei Verwundungen der äusseren Kör- pertheile als nervöses Zittern des ganzen Körpers, oder als spastische Zusammenziehung der Muskeln bei complicirten Frac- turen, bisweilen auch mit einem heftigen Zittern des ganzen Glieds verbunden. ]\Iitunter zittert der Stumpf eines von gro- bem Geschosse abgeiissenen Glieds so stark, dass es ohne Anästhesiren beinahe unmöglich wäre, die Amputation zu voll- ziehen. Das krampfhafte Zittern des Amputationsstumpfes ist wohl bekannt; ich habe es so stark gesehen, dass der Gehülfe nicht im Stande war, den Stumpf durch Händedruck in der Lage zu erhalten. Es befällt auch nicht selten den schlafen- den Kranken so heftig, dass dieser mit dem Stumpfe an den Eand des Betts anschlägt und Nachblutung bekommt. Auch hier thun meistens narcotische Mittel und Contentiv-(Gyps-) A^erbaud das Ihrige zur Beruhigung des Krampfs. Dass örtliche Erschütterungs-Lähmung ohne Af- fection der Centralorgane odej ohne die geringste sichtbare Veränderung im Nerven, also in Folge einer reinen Erschütte- rung vorkommen kann, ist mir höchst wahrscheinlich. Man kann indessen in solchen Fällen die Extravasate in der Nähe des Nerven oder in seinem Neurilem, Abplattung der Nerven, Compression etc. vermutheu. Am häufigsten hat man Gelegen- heit, die örtliche traumatische Paralyse entweder an Extremi- täten (häufiger an der oberen) und am Auge zu beobachten; nicht selten sieht man aber auch die Spuren der vorausgegan- genen Verletzung (wie Narben oder Callnsbildungen), der Lage der Nervenstämme des gelähmten Theils gar nicht entsprechend. So entsteht z. B. die Paralyse der obern Extremität nach einer starken Quetschung (oder einem Falle) der Schulterspitze und des Ellbogens, oder nach Schusswunden, deren Kichtung der Lage des plexus brachialis wenig entspricht. Es sind auch jedem Chirurgen Fälle von Amblyopie und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21072577_0079.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)