Die geschichtliche Entwickelung des Farbensinnes / von Hugo Magnus.
- Hugo Magnus
- Date:
- 1877
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Credit: Die geschichtliche Entwickelung des Farbensinnes / von Hugo Magnus. Source: Wellcome Collection.
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![Hiiupttarbeii ,<>iel)t: Weiss (Xsuz-J:), Scliwaiv. (|j.iA7.:). Kotli ('ioivi'xeo:) und Xa|xrpo?, eine Farbe, welche uucli ihrerseits dem lichtreichen ruthen Ende des Spectrums angehört. Einer ähnlichen Angabe liegegnen wir bei Empedocles, ^) welcher als die vier Haujjtarten der Farl)en, Xöuxoc, jxsXa;, £pui)po: und m/po; augiebt und mit welchem auch sowohl der l)erülimte Democritus,-) als auch der bekannte Schüler und Nachfolger des Aristo- teles, Theophrastus•■') übereinstimmen, wenn sie als die vier Hauptfarhen Xs'jxoc, aiXa;, ipoilpo; und /Xcupo;') ansehen. Wenn wir nun auch nicht behaupten wollen, dass alle die von uns soeben genamiten Männer noch auf einer so tiefen Stufe der Entwickelung ihres Farbensinnes ge- standen hätten, dass iinien mir Roth und Gelb ihrem Farbenwerthe nach imponirt hätten, alle anderen Farben aber ihnen imr nach ihrem Licht- gehalt bemerklich geworden seien, — denn bei Theophrast tinden wir bereits eine Kcmitniss der Farben mittlerer und geringerer Lichtstärke: — so geht doch aus den mitgethcilten Thatsachen so viel mit vollstei- Bestimmtheit hervor, dass selbst in jenen Perioden des Alterthums, wo sich der Farbensinn bereits bis zu einer Differenzirung der lichtschwachen 1) Stobaeus. Ecbigavum pliysicaruiu et ethicaruni libri duo. Ed. Heeren, (iottingae 1792. Pars I. Tom. prior, p. 363. (laj). 17. Empedocles aus Agrigent in Sicilien lebte uiu die 84. Olympiade, also um 442 V. Chr. 2) j\Iullach. Frag. phil. graec. Vol. I. p. 363. Democritus ist aus Abdera gebürtig und lebte um die 83. Olj-mpiade, also 446 v. Chr. ^) Theophrastus tle sensu et seiisili §. 73. In: Mullach. Frag. phil. graec. \'ol. I. p. 363. Theophrastus aus Eresus auf Lesbos lebte um die 114. ()lyiu])iade (321). Wemi übrigens Aristoteles und seine Schule sieben Farben annahmen, so darf man sich nicht zu dem Glauben verführen lassen, dass sie hierbei etwa von optischen Kücksichten geleitet worden wäre. Dies war ganz und gar nicht der Fall und die aristotelische Siebciizahl der Farben hat mit unseren modernen Spectralfar- ben durchaus nichts zu schaffen. Aristoteles wurde vielmehr lediglich nur durcli ))hilosophische, rein speculative Gründe veranlasst, gerade sieben Hauptfarben anzu- nehmen. Er glaubte durch eine derartige Annahme den Geschmack mit dem Seh- vermögen in gewisse Beziehungen zu bringen, indem er auch für diesen sieben Hauptarten seiner 'i'hiitigkeit voraussetzte. (De sens. 4. 422 a 12. und 7. 448 a 16.) Diese Lehren von der Siebenzahl der Functionsäusserungen der Sinnesorgane verbreitete dann des Aristoteli's' Schüler Theophrastus weiter; da er auch seiner- seits sowohl sieben Arten des Geschmackes, als aucli des Geruches und der Farben e.\istiren lässt und darüber in seiner Schrift: De causis plantarum. Lib. VI. Cap. IV sagt: ai fj£ io£7t Töjv /■jiawv ir.ra. oo/.oüatv Eivai, v.aftdErep v.al tiTjv öcjjlcüv v.tX töjv yp(oiAaTtiiv. *) Mullach übersetzt /Xwpo; an dieser Stelle mit viridis; doch sind wir mehr geneigt //.(upo; mit w/po; zu identificireu, und dass wir dazu durchaus berechtigt sind, wird §. 2 dieses Kajiitels nachweisen; so dass denn als vierte Grundfarbe auch hier das (Jelb anzunehmen wäre. .Ma;fuus, Kulw. il, Karl»'usiiuis. 2](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21213859_0029.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)