Ueber die Grössenverhältnisse einiger der wichtigsten Organe bei tumortragenden Mäusen und Ratten / von Florentin Medigreceanu.
- Medigreceanu, Florentin.
- Date:
- 1910
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Credit: Ueber die Grössenverhältnisse einiger der wichtigsten Organe bei tumortragenden Mäusen und Ratten / von Florentin Medigreceanu. Source: Wellcome Collection.
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![letzteren Fällen wenige Tage nach dem Wurfe zurück, w'ie ich mich bei Ratten überzeugt habe (vgl. Tab. 10). Eine wichtige Frage ist nun, wann diese Hypertrophie der Leber bei tumortragendeii Mäusen und Ratten beginnt, ln dieser . Hinsicht bedarf es wohl weiterer Untersuchungen. Die bisherige 'Erfahrung zeigte mir keine eindeutigen Verhältnisse. Ich traf z. B. manchmal deutliche Hypertrophie schon wenn der Tumor ^ des Körpergewichts ausmachte, andere Male bei derselben Tumorgrösse fielen die Werte noch in die physiologischen Grenzen. Weitere histologische und biochemische Studien über die Vergrösserung der Leber während des Tumorwachstums und über ihre Crsache sind im Gange. Aus den bis jetzt erhaltenen Daten kann ich nicht mit genügenden Gründen auf anatomische patho- logische Veränderungen schliessen. Das Herz zeigt im allgemeinen sowohl bei den transplan- tablen wie auch bei den spontanen untersuchten Tumoren eine Vergrösserung. In weiten Linien kann man auch für dieses Grgan ein direktes Verhältnis zwischen seiner Grösse und dem relativen Gewicht der Geschwulst verfolgen (vgl. z. B. Tumor Stamm 63, 50 [Tab. 3], Rattensarkom [Tab. 11]). Bemerkt sei aber, dass auch Ausnahmen nicht allzu selten sind. .Mit raschwachsenden Tumoren (z. B. Tumor Stamm .1. [Tab. 4]) erhielt man nicht so schöne Fälle von Herzhypertropbie, wie mit solchen, die langsamer wachsen und noch dabei gewöhnlich ein reichlich entwickeltes Gefässstroma zeigen (z. B. Tumor Stamm 50 [Tab. 3], 39 [Tab. 7j). Es ist das auch erklärlich, da die Hypertrophie unter diesen Umständen in erster Linie mit mechanischen Momenten ver- bunden ist. Vorübergehend sei noch erwähnt, dass die untersuchten trächtigen Mäuse (Tab. 2) keine Vergrösserung des Hetzens zeigten. Bei der Betrachtung normaler Verhältnisse sahen wir, dass die Nieren, im Vergleich zu den anderen behandelten Organen, sehr geringe Schwankungen zeigen. Dasselbe Verhalten kann man auch bei allen Mäusetumoren und ebenfalls bei den träch- tigen Mäusen beobachten. Einen einzigen Tumorstamm bei Ratten (Tab. 11), ein Sarkom, traf ich, das konstanterweise unzweifelhaft Hypertrophie dieses Organes erzeugt hatte. Mit grösseren Tu- moren war die Zunahme beim ersten Blick auffallend; Zahlen ergeben, dass die Nieren in manchen Fällen doppelt so schwer als normal wogen. Wie mit der Leber und dem Herzen gibt es auch hier im Durchschnitt eine direkte Proportion zwischen der Schwere des Organs und der Masse der Geschwulst. Mit bindegewebigen Geschwülsten bei Mäusen (z. B. Tumor Stamm 92 [Tab. 8]. die sarkomatösen Stämme der Tumoren Stamm 37 [Tab. 6] und Stamm 100 [Tab. 8]) traf ich keine ver- grösserten Nieren; kann deshalb die Nierenhypertrophie nicht als einen allgemeinen Charakter der dieser Klasse angehöriger Tumoren angeben. Das mikroskopische Bild der vergrösserten Niere zeigt mancherlei suspekte Punkte; starke Hyperämie, hier und da hämorrhagische Stellen und degenerierte Zellen. Rüssel beob- achtete viel häufigere Mitosen in den Epithelien dieser Niere als in den normalen Koutrollpräparateu. Mit der Lunge sind die Ergebnisse nicht eindeutig, ln demselben transplantablen Stamm findet man normale und ver- grösserte Lungen, ohne dass sich irgendein sicheres Grössenver- hältnis feststelleu Hesse. Die Milz, die bei normalen Tieren so grossen Schwankungen unterworfen ist, zeigt auch bei den Tumortieren ungefähr dieselben individuellen Unterschiede. Obgleich ich manchmal aussergewöhn- lich grosse Milze (z. B. im Stamm 173 [Tab. 7], dem Tumor Stamm B [Tab. 5]) sah, wäre es unberechtigt, Schlüsse über un- zweifelhaft durch die Anwesenheit des Tumors bedingte Hyper- trophie dieses Organs zu ziehen. Zum Schluss will ich meinen verbindlichsten Dank dem Elxecutive Committee und dem Herrn Direktor des Imperial Cancer Research Funds aussprechen für die Erlaubnis, die sie mir gaben, im Laboratorium zu arbeiten. Herrn Dr. Bashford sowie seinen hervorragenden Mitarbeitern DDr. Murray, H aal and, Rüssel, Bowcn und Cramer bin ich sehr verpflichtet für ihr unermüd- liches Beistehen und Interesse. Z usam men fass un g. Gewichtsanalytische Untersuchungen bei tumortragenden Mäusen und Ratten (13 transplantablen Stämmen und 4 spontanen Mäuse- tumoren, ferner bei 2 übertragbaren Rattengeschwulststämmen) er- gaben : 1. Kein erhöhtes Gewicht des Magendarmkanals im Vergleich zu normalen Werten. 2. Vergrösserte Leber bei all den untersuchten transplantablen Stämmen und Spontantumoren; bis zu einer gewissen Grenze, in weiteren Grenzen ein direktes Verhältnis zwischen der Geschwulst- masse und dem Lebergewicht. 3. Herzhypertrophie fast immer; mit der relativen Grösse des Tumors nimmt sie im Durchschnitt auch zu. 4. Normalschwere Nieren mit Ausnahme eines einzigen über- impfbaren Rattensarkorns. 5. Wechselnde Werte für die Lungen, Das wichtigste Ergebnis ist der Befund einer vergrösserten Leber bei den tumortragenden Mäusen und Ratten. Daran schliesst sich eine Fülle von weiteren Problemen. In einer nächsten Mit- teilung werde ich speziell die Frage zu entscheiden versuchen, ob diese Leberhypertrophie einfach durch eine vermehrte Nahrungs- einnahme seitens der Tumortiere erklärt werden kann, oder ob ihre Genesis mit anderen h’aktoren in Zusammenhang steht. Entsprechende Untersuchungen über etwaige Organverände- rungen bei Menschenkrebs sind im Gange. Es ist .jedoch klar, dass die Bedingungen für den Nachweis derartiger Veränderungen bei Menschenkrebs viel ungünstiger sind als bei experimentellem Tierkrebs vorliegen, u. a. weil menschliche Tumoren im allgemeinen keine entsprechende Grösse im Verhältnis zum Körpergewicht erreichen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22419056_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)