Aetiologie und Statistik des Rückfallstyphus und des Flecktyphus in Breslau in den Jahren 1868 und 1869 : mit einer Einleitung ueber den Einfluss des Bodens und des Trinkwassers in Breslau auf endemische und epidemische Krankheiten / von Hermann Lebert.
- Hermann Lebert
- Date:
- 1870
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Credit: Aetiologie und Statistik des Rückfallstyphus und des Flecktyphus in Breslau in den Jahren 1868 und 1869 : mit einer Einleitung ueber den Einfluss des Bodens und des Trinkwassers in Breslau auf endemische und epidemische Krankheiten / von Hermann Lebert. Source: Wellcome Collection.
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![zweideutig wieder Fälle, wo einzeluwolmeude Individuen an der Febris recurrens erkranken; zugleich muss auch bemerkt werden, dass unser Arbeiter lange nicht unter so schlechten Verhältnissen lebt, wie der irische Bauer, und dass so grosser Pauperismus, wie er dort herrscht, bei uns nicht vorkommt. Die hauptsächlichste Nahrung unseres Ar- beiters besteht aus Vegetabilien: wie Kohl, Brod, Grütze, und die in Communen Lebenden essen gewisse Tage in der Woche Fleisch, obgleich auch ihre Hauptkost aus Vegetabilien besteht. So Avird man leicht zu der Annahme geführt, dass die vegetabilische Kost zur Febris recurrens prädisponire; die Beobachtungen aber wider- sprechen dem. Im Monat December vorigen Jahres und in den Mo- naten Januar und Februar dieses Jahres hatte die Febris recurrens ihre grösste Ausbreitung erlangt, im ]\Iärz zur Zeit der grossen Fasten, wo wie bekannt jede animalische Kost laut religiösem Ge- brauch nicht gestattet ist, nahm die Frecjuenz der Febris recurrens ab, und nach Ostern, wo wieder die animalische Kost die Oberhand gewann, wurden die Erkrankungsfälle zahlreicher. Von einigen Sei- ten wurde in der kranken Kartoffel und im schlechten Brod die Ursache der Krankheit gesucht. Doch ist diese Annahme schwer zu bestätigen, denn die Kartoffel dient unsern Arbeitern nur ganz aus- nahmsweise zur Nahrung, und Zufälle, die mit Ergotismus Aehnlich- keit hätten, sind kaum in der Febris recurrens bei uns beobachtet Avorden; übrigens hat sich das Mehl bei der Untersuchung von Seiten der Regierung als ein gutes erwiesen, und die Beimischung von Se- cale cornutum war eine höchst minime. Von andern Seiten Avurde wieder der so geAvaltig um sich grei- fende Missbrauch des Branntweintrinkens als Ursache der Krankheit angeklagt; diese Annahme ist gleich von vorn herein zurückzuAveisen, denn zum grössten Theil erkrankten kräftige, blühende Leute Amn jugendlichem Alter, und keinesfalls dem Trünke ergebene, und wir glauben sogar bemerkt zu haben, als ob Säufer eine geAvisse Im- munität vor der Krankheit hätten, denn sehr selten haben Avir Säufer an der Febris recurrens erkranken sehen. — Eücksichtlich der Frage, ob in der Art des Wohnens des Volkes die Ursache wäre, ist zu ei-Avähnen, dass Avir die Febris recurrens auch in Räumen, die gut ventilirt und von Bewohnern nicht überfüllt Avaren, auftreten sahen, deren BeAvohner sich in jeder Hinsicht guter hygienischer Verhält- nisse erfreuten. Eben so oft Avie Avir unter schlechten Räumlichkei- ten die Febris recurrens auftreten sahen, eben so oft ist es uns auch begegnet, den exanthematischen Typhus unter denselben Verhältnis- sen zu beobachten. Wenn nun unter gleichen Verhältnissen zAA'ei](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22344202_0096.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)