Aetiologie und Statistik des Rückfallstyphus und des Flecktyphus in Breslau in den Jahren 1868 und 1869 : mit einer Einleitung ueber den Einfluss des Bodens und des Trinkwassers in Breslau auf endemische und epidemische Krankheiten / von Hermann Lebert.
- Hermann Lebert
- Date:
- 1870
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Credit: Aetiologie und Statistik des Rückfallstyphus und des Flecktyphus in Breslau in den Jahren 1868 und 1869 : mit einer Einleitung ueber den Einfluss des Bodens und des Trinkwassers in Breslau auf endemische und epidemische Krankheiten / von Hermann Lebert. Source: Wellcome Collection.
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![SG Lebekt Verdieustverbältmsse Dicht immer günstig sind, und auch durcli un- massige Lebensart, Branntweintrinken, oft zum Theil unzweckmässia- verwendet werden. Unter den erkrankten Frauen befinden sich in bedeutendster Zahl verheirathete und verwittwete Arbeiterfrauen und unverehelichte Mädchen, überhaupt aber Personen, welche der armen Bevölkerung angehören. Arbeitslosigkeit konnte in der Breslauer Rückfallstyphusepidemie * nicht als Ursache wirken, da in beiden Haupttheilen der Epidemie die meisten Fälle auf die Sommermonate fallen, in welchen der Ar- beiter relativ am leichtesten seinen Lebensunterhalt verdient. Aus ' der Privatpraxis sind mir nur sehr wenige durch Ansteckung ver- ” schleppte Fälle bekannt. ii Mit einer nicht unbedeutenden Zahl, 36,67 pCt., finden wir die 1 Kinder notirt, 17,28 pCt. Knaben und 19,39 pCt. Mädchen. Ansteckung und Familienerkrankung spielen hier die Hauptrolle, wenn auch i vielleicht mitunter durch Verprassen des Verdienstes von Seiten des ] dem Trünke ergebenen Vaters Noth und Elend bei der Frau und ^ den Kindern von Einfluss sein konnten. Dass dieser jedoch nicht zu bedeutend sein konnte, geht daraus hervor, dass ebenso wie die Männer, so auch die Frauen und Kinder, welche ich 1868 und 1869 auf meiner Abtheilung gesehen habe, fast durchgängig einen guten ’ Zustand der Ernährung und nicht wenige ein gutes Aussehen ge- j boten haben. Besondere Aufmerksamkeit dürfte denjenigen Personen zuzu- ! wenden sein, deren Beruf Krankenpflege ist. Denn es sind während ; der Epidemie erkrankt: 1 Irrenkrankenwärter, 1 Hospitaldiener und i 8 Krankenwärterinnen. Alle diese Personen, 2,13 pCt., gehören dem ■ Dienstpersonal des städtischen Hospitals an und haben vor dem grössten Theile der übrigen Rückfallstyphuskrauken dieses im Vor- aus, dass sie wenigstens nicht Mangel leiden dürfen, wenn auch ihr Beruf immerhin ein anstrengender ist. Bei der grossen Choleraepi- \ demie des Jahres 1866 waren (bei 6303 Kranken) nicht so viele Er- krankungen in diesem Berufe vorgekommen. Damals betrug, Aerzte, ^ Heildiener, Hebammen, Todtengräber und dergleichen mit eingerech- net, die Zahl der Erkrankten dieser Kategorie nur 0,go pCt. Auch zu beachten ist, dass ein Kind und eine Frau zweier Krankenwärter au Rückfallstyphus erkrankten, der Vater des Kindes blieb gesund, der Mann der Frau erkrankte ein paar Monate später. Wärter haben ' die Krankheit zweimal in ihre gesunden Familien verschleppt, ohne | damals selbst zu erkranken, und ohne dass die Familie eine andere ; als jene mittelbare Berührung mit der Recurrens gehabt hätte.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22344202_0098.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)