Über Patellafrakturen / von Ferdinand Bähr.

Bähr, Ferdinand.

Date:: 1894

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Licence: Public Domain Mark

Credit: Über Patellafrakturen / von Ferdinand Bähr. Source: Wellcome Collection.

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fest an, sie wird durch den Quadriceps dort festgehalten. Dazu ist eine besondere Kontraktion des Extensor überhaupt nicht erforderlich. (Die ersten Zweifel an dem bisher behaupteten Mechanismus kamen mir, als ich mir sagte, dass gewiss in vielen Fällen eine so energische Kontraktion des Quadriceps gar nicht eintritt, andererseits die Dehnung eine zu geringe ist, um die Patella entzwei zu reißen.) Die Gewalt wirkt beim Fall auf die untere freistehende Hälfte der Patella, während zwei Drittel der- selben durch ihre Unterlage oben unterstützt sind. Die Patella bricht nicht durch, wie der über dem Knie gebrochene Stab, sie bricht ab. Die Gewalt des Falles braucht keine sehr große zu sein, wenn man bedenkt, dass fast die ganze Körperschwere in diesem Momente auf dem unteren Theil der Kniescheibe lastet. Kniet man rechtwinklig am Boden, so kann man bei untergelegter Hand sich deutlich von der Richtigkeit der erwähnten Lage der unteren Patellahälfte überzeugen. Abgesehen von den thatsächlichen Verhältnissen, finde ich eine Be- stätigung dieser Anschauung in dem Verlauf der Bruchlinien in zwei meiner Fälle von oben außen nach innen unten. Die Gewalt wirkt an der dünneren lateralen Hälfte der Patella weiter hinauf. Weitere Beobachtungen hierüber wären wünschenswerth. Die einzige darauf zielende Bemerkung fand ich wieder bei Malgaigne: »Zuerst darf man nicht glauben, dass die Kniescheibe immer genau in der Quere getrennt wird; sehr oft zeigt der Bruch eine ansehnliche, immer von oben nach unten und von außen nach innen verlaufende Schiefheit.« Leider bemerkt er dazu, »nur die Muskelaktion bewirkt rein quere oder schiefe Brüche.« An der Leiche ist dieser Mechanismus nicht so leicht nachzuahmen und vor Allem nicht einfach dadurch, dass man auf die Patella hämmert, ohne der eigenthümlichen Rolle des Quadriceps, Feststellung des oberen Fragmentes, gebührende Rechnung zu tragen. Auch muss darauf Be- dacht genommen werden, dass die Gewalt in der Mehrzahl der Fälle eine mit breiter Fläche angreifende ist, Fall auf den Boden etc. Berück- sichtigt man dies, so ist vielleicht auch an der Leiche die Querfraktur zu erzielen. Indess ist der experimentelle Nachweis der Quer- fraktur durch direkte Gewalt in den zwei Querfrakturen durch Hufschlag, welche Boy er1) und Brunner mittheilen, geliefert. Zu diesen sind noch die drei komplicirten Querfrakturen Brunner’s zu rechnen, Fälle, in denen wohl Niemand, auch der verwegenste Anhänger der Risstheorie, die Fraktur als eine direkte bestreiten wird. Weitere Beispiele, als die genannten, sind in der Litteratur leicht zu finden, so u. A. 5 unter 28 in der Arbeit von Beck2). 1) Boyer s. Malgaigne 1. c. S. 726. 2) Beck, Über die Behandlung der Kniescheibenbrüche und deren Endresultate. Inaug.-Diss. 1887.