Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
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![§. 567—569. dehTafu- Schöllings- oder Mauserungsprocess ist hier die notwendige Bedingung krankfaeiten.des Hedung. Oft zieht sich derselbe aber in die Länge, wird so^ar zur Gewohnheit, und stellt so selbst eine besondere Krankheitsform dar gleichsam eine hinausgeschleppte Krisis. (Kleiensucliten, Schuppenflech- ten und andere chronische Exantheme.) Die mit dem Ausschlag verbundene allgemeine Kürperkrankheit kann zur Genesung und dann oft zu einer Verjüngung des Körpers und der Haut insbesondere führen: daher selbst frühere chronische Krankheiten und krankhafte Anlagen heilen. Oder sie hinterlässt man- nichfache Nachkrankheiten äusserer oder innerer Organe (z. B. Ver- eiteningen, Geschwüre, Ausschwitzungen, Verwachsungen, Narben, Trü- bungen im Auge, Wassersuchten). Oder sie kann todtlich enden, durch Blutvergiftung (besonders Pyämie, oder auch wohl durch eine dem Ausschlagsfieber eigenthümliche Blutverderbniss, z. B. heim Scharlach], durch innere Entzündungen und deren Ausgänge, durch Schwindsüch- ten und allgemeine Entkräftimg. §.568. Das sogenannte Zurücktreten der Hautausschläge und dessen schädliche Zurück- Folgen (die sogenannten Metastasen) sind eine heutzutage noch streitige Frage, Ausschläge.^ welcher beide streitende Parteien zu wenig Gewicht auf wirklich vorhandene, ° 'zum Theil längst beglaubigte Thatsachen legen. Gewiss ist, dass nicht selten bei acuten Exanthemen, von selbst oder nach Erkältungen der Haut, der Aus- schlag erbleicht (z. ß. Scharlach) oder verschwindet (z. B. Friesel), worauf sofort, oder bald nachher, schwere, sogar tödlliche, besonders nervöse Zufälle folgen, als deren Ursachen alsdann die Section am häufigsten wässerige Ausschwitzungen nach- . weist (z. B. Hirn- oder Hirnhaut- oder Lungenödem, acute Perikarditis, Bright'sche Nieren); seltener Pyämie. Bisweilen erfolgen- aber auch plötzliche stürmische und tödtliche Zufälle obiger Art, während der Ausschlag (z. B. Scharlach, Friesel) in voller, sogar übermässiger Intensität auf der Haut blüht und sogar nach dem Tode noch zu bemerken ist. In letzterem Falle supponirt man heutzutage eine Narkoti- sation des Gehirns durch das übermässig im Blute angehäufte Krankheitsgift (das Gontagium, z. B. des Scharlachs); consequenterweise muss man dann auch annehmen, dass, wenn die Ausscheidung dieses Giftes durch die Haut gehindert ist, die inneren Organe stärker vergiftet werden müssen. (Wie der Alkoholrausch stärker wirkt, wenn die Lungenausdünstung behindert wird.) Hinsichtlich der chronischen Ausschläge und der örtlichen, besonders Fuss-Schweisse, lassen sich die Fälle nicht alle hinwegleugnen, wo nach einer Beseitigung derselben durch örtliche Mittel (sogenanntes Zurücktreiben, Reper- cussio, besonders durch Kälte oder Adslringentien) bedeutende innere Krankheiten nachgefolgt sind (z. B. Tuberculosen), oder wo das Hautübel (z. B. eine Flechte) mit einem inneren (z.B. einem Asthma) völlig abwechselte (alternirle). — Dagegen hat man hier auch viel Uebertriebenes und Abergläubisches geglaubt (z. B. Krätz- metastasen). — Man vergesse nicht, dass ein chronischer Hautausschlag (wie sein Analogon, der chronische Schleimfluss), je länger er dauert, desto mehr die Haut selbst und dadurch die Gesammlernährung verdirbt, also erst eine Kachexie hervorruft, wie man am deutlichsten bei der Milbenkralzc und dem Wabengrind sehen kann. §.569. Die Prognose der Hautkrankheiten ist sehr verschieden und Prognose. richtet sich theils nach dem anatomischen Zustande der Haut und der miterkrankten anderen Organe, theils nach den entfernten und unter- haltenden Ursachen, der Dauer und Ausbreitung des Hautübefs, theils nach den allgemeinen semiotischen Regeln für acute und chronische Krankheiten überhaupt.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0024.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)