Volume 2

Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.

  • Hermann Eberhard Friedrich Richter
Date:
1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.

    351/648 (page 345)
    MOS (z, B. uach Brechmitteln und GWninimssbrauch, nach Schlügen auf denselben und im Gefolge acuter oder chronisclier Krankheiten dieses Organs oder seiner Nerven) Bei Ansammlung von Flüssigkeit in der Magenhöhle nennt man sie Ma- genwassersucht (Hydrops ventr.), hei Gas Magenau fhlähung (Pneumalo- sis ventriculi). Man erkennt mittels Befühlen und Klopfen den vermehrten Um- fan°- und Luflgehalt des Magens oder die darin befindliche Flüssigkeit (durch Gur- o-eln, Plätschern, Glucksen, metallische Resonanz, Veränderung' des Percussionschalls hei Wechsel der Körperlage), die Verdrängung der Nachbarorgane, die Emporhebung des Herzens (daher sogar weithin hörbares Herzklopfen) und der Lungen (daher kurzer Athem, besonders nach Tisch). Oft tritt Rülpsen (§. 927) mit Erleichterung ein. Zuweilen veranlasst die Magenerweitcrung periodisch ein heftiges und reich- liches Erbrechen und Magenkrämpfe, oft nur Zufälle von Vollsein und träger Ma- genverdauung. (Hierher wohl die von Chomel erwähnte Dyspepsia Uquidorum, wo die Getränke lange unaufgesaugt im Magen verweilen sollen.) VI. Die Kleinheit und darmähnlich-e Verengung des Magens, §.871. auch theilweise ringförmige Z u sammen schnür ung en desselhen (Sanduhrform Verkleine- des Magens), kommen nicht selten vor, theils von Zusammeiipressung des Organs, luns z.B. bei Verkrümmten, theils von Verschrumpfen durch Vernarbung oder andauerndes Fasten, auch wohl als angeborener Fehler. Die Percussion und das Einsinken der Herzgrube dienen zur Diagnose dieses Zustandes. Solche Individuen essen wenig und leiden sogleich an Auftreibung, Schmerz und Beklemmung der Magengegend, wenn sie das Maass überschritten haben, obschon die Zunge rein und die übrige Verdauung ganz geregelt sein kann. (Aehnliche Beschwerden finden sich, wenn eine vergrösserte Leber oder andere Geschwülste auf den Magen drücken.) — Ein atrophischer Zustand der Magenschleimhaut findet sich besonders bei Marasmus senilis (§. 170). VII. La geverä nd eru ngen des Magens sind nicht selten: bald angeboren, §, 872. bald später erworben durch Verdrängung (z. B. bei Verkrümmten, durch Unterleibs- Dislocaiion geschwülste, Wassersucht), durch Verzerrung (z. B. bei Netzbrüchen, Hängebauch, asens schwerwiegenden Pförtnerkrebsen, grossen Hodensackbrüchen), durch Oefi'nen der Bauchwände (z. B. Zwerchfellsbrüche, Auseinandertreten der weissen Linie, pene- trirende Baucliwunden) u. dgl. Sie erzeugen bald gar keine, bald bedeutende Be- schwerden, z. B. Kardialgien, Blähungsnolh, heftiges Erbrechen. Bei der Behandlung der organischen Magenkrankheiten fällt das 873- meiste Gewicht auf die diätetischen Begeln, besonders auf strenge Aus-0%an.Ma- wahl im Essen und Trinken (§. 852). Der Kranke darf oft Wochen- erleiden, und Monatelang nichts gemessen ausser ganz dünne, breiige, oder doch weiche, milde, leichtnährende Speisen, vor Allem Fleischbrühen ver- schiedener Art (möglichst ungewürzt), besonders die Liebigschen Kraft- brühen (§-. 801. Anm.), halb- oder ganz rohe Eier, schleimige Suppen (mit Semmelkrume; Roggenmehl, Sago, Salep, Arrow-Root, präparirtem Geristenmehl u. dgl.), später versuchsweise die Gallerten, das geschabte Rohfleisch, feingewiegten Schinken, Austern, Caviar, mit edlen Weinen durchtränkte Zwiebäcke sog.Trissenet'sj n. A. m. Oft sind hier methodische Diätcuren anwendbar, namentlich die Milchcnr (mit den manmehfach- sten Versuchen, die Milch verdaulich zu machen: frischmolkene oder abgekochte, wanne oder kalte, reine oder mit Magnesia, Sodawasser, oder Fenchelthee, oder Rum versetzte, abgenommene [entfettete] oder die blosse verdünnte Sahne u. s. w.); manchmal Buttermilch oder Mol- keneur, Wassercur, manchmal das öftere Trinken kleiner Mengen heis- sen Wassers. — Früher oder später tritt gewöhnlich Blutleere und grosse Abmagerung hinzu, welche, je. mehr die Magenverdauung be- hindert ist, zur Anwendung ernährender Klystiere (mit Eigelb, Fleischbrühen, Gallerten, Milch, Schleimen, Wein) auffordert. Die Aus-