Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
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![§. 894—895. SS^^f^ und kneil)ende flüchtige Schmerzen im Bauche (Bauchkneipen, Tormim) oder förmliche Kolik (s. §. 936) voraus. Darauf folgt meist leb- haftes Drängen zum Stuhl, und nach diesem rascher Abgang von flüssige- rem Darminhalt. Anfangs werden gewöhnlich noch kothaltige, selbst breiige und knotige Massen mit entleert, später mehr und mehr Krankheitspro- ducte von sehr verschiedener Art: bald wässrige, beziehentlich scbaumige (eiweisshaltige), gemischt mit abgeschilferten Darmepitelien (Beiswasser- stühlej oder mit geronnenen Flocken (Darmgeschabsel) und Crouphäuten; bald schleimige (in Klümpchen oder Flocken und Fäden, oder gallert- artigen grösseren Massen), eiterige und jauchige, oder gallige oder blut- haltige (s. o. §. 875), oder gehackte (wie Eiweiss- oder Käsegerinnsel oder Spinat aussehende), oder unverdaute Speisereste enthaltende (Lien- teria, Laevüas inleslinorum); die Beaction und der Geruch der Stühle zeigen bald fäcale, bald saure, bald faulige Beschaffenheit an. (Daher D. büiosae, püuitosae, sanguincae, dysenterodes, putridae, saburrales, und andere Unterscheidungen.) Die Häufigkeit der Entleerungen hängt von dem Grade der in den Darmmuskelnerven stattfindenden Reizung (Re- flexaction) und von dem Sitze des Uebels in der Nähe des buken Krumm- und Mastdarms ab; daher bei im Dünndarm befindlichen diar- rhoischen Exsudalionen die Entleerung selten sein oder ganz stocken kann, obschon die Därme (durch Klopfen und Betasten) sich mit Flüs- sigkeit gefüllt zeigen, welche in diesem Falle tbeilvveise wieder aufge- saugt wird. Ausser den Anfällen tritt oft noch fruchtloser Stuhldrang ein, und feuchte Blähungen gehen ab. Manchmal findet sich neben dem Durchfall wirkliche Stuhl- und Blähungsverhaltung im oberen Darmkanal (D. paradoxa, besonders bei Enteritis und organischen Darm- fehlern, §. 890, und bei Katarrhen des untersten Dick- und Mastdarms). — Zu dem Durchfall gesellt sich meist Durst, geröthete (später belegte) Zunge, Mattigkeit, selbst Fieber; sehr rasche und reichliche Auslee- rungen können Blutleere und Verfallen, selbst blausüchtige Verfärbung (besonders bei Kindern) und allerlei Nervensymptome bewirken, wie Cholera (§. 899). Verlauf und Die Diarrhöe heilt entweder durch Beseitigung ihrer Ursachen von selbst, in- Ausgänge. ,]enl die Ausleerungen nach und nach consislenter, fäculenter, normaler gemischt und seltener werden, bis endlich in der Regel eine zwei- oder mehrlagige Stuhl- verstopfung den Beschluss macht. Oder es folgen chronische 'Veidauungsbeschwer- den die durch Wundwerden, Geschwüre, Narben und ähnliche Fehler des Darmes bedingt sind. Tödtlich enden die Durchfälle nicht seilen, bei langer Dauer oder sehr plötzlichen reichlichen Entleerungen, besonders im Säuglings- und Greisenalter und bei erschöpften Personen, indem Blutmangel (beziehentlich Blulvvassrigkeit oder Bluteindickung) und allerlei Nervenzufälle (besonders bei Kindern todthehe Krampte) entstehen. §.895. Die Prognose richtet sich nach dem Charakter des Grundübels, Prognose. seiner Dauer und seinen Veranlassungen. Der Durchfall kann oft eine sehr erwünschte Erscheinung in Krankheiten, aber auch ein sehr be- denkliches Symptom sein: Letzteres um so mehr, je erschöpfter durch Alter oder dürftige Ernährung der Kranke schon ist oder eben wird. Jeder langwierige, allzuoft wiederkehrende Durchfall ist daher bedenk-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0378.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)