Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
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![Äwsile; D , EinzeJoe Arten, der Durchfälle, besonders nach der verschiedenen Gele- c le'|enhei sursache, bedürfen einer besonderen Behandlung. So dienen a) bei durch non eAin,ze1^ u, -„lin§:, entslandenen (sogenannten katarrhalischen und rheumatischem nen Arten. Durchla len hauptsächlich Diaphoreüka, warme Tücher und Umschläge a Unterleib, Magenpüasler, warme Gelränke, Hautreize, Opiate und IpecacSanha. b) Die gastrischen (z. B. sahurralen, pituilösen und Wurm-) Durchfälle zeichnen sich durch mehr aufgetriebene teigige Beschaffenheit des Unterleibes und durch die Natur des Entleerten aus, indem bald reichliche, zersetzt riechendeFäces und stinkende Blähungen, bald gallen- oder schleimreiche Massen, Wurmstücke be- hackte Milch, Speisereste u. dgl. m., gewöhnlich mit Erleichterung des Kranken' ab- gehen. Die Zunge ist belegt, übler Geschmack, Aufstossen und andere gastrische Zufalle vorhanden. Hier reicht oft strenge Diät und zuwartendes Verfahren aus • oft sind aber ausleerende Mittel angezeigt, bald Brechmittel (von Ipecacuanha), bald* Klysüere oder Abführungen von Ricinusöl, Tamarinden, Kalomel, Senna-Aufgüssen und Latwergen, Rhabarbertincturen u. s. w., besonders wenn oberhalb der kranken Dick- oder Masldarmslelle noch ältere Fäcalslofl'e stocken und stete Reizung der- selben (Stuhldrängen, häufige Abgänge, Tenesmus) unterhalten. [Vgl. Ruhr.] c) Bei vorstechender Säure in den ersten Wegen (sauerriechenden, mit grasgrüner gehackter (kille vermischten oder käsigen Stühlen u. dgl.) dienen die säuretilgenden, besonders die Kalk-Mittel (z. I!. Creta, Conchae praep., Krebs- steine, basisch phosphorsaurer Kalk), die sich auch sonst bei chronischen Durchfäl- len, vielleicht gegen Kalkinanition, bewähren, auch die reine Thonerde; seltener die Magnesia, Kali- oder Natron-Präparate (z. ß. Tincl. rhei aquosa mit Mandelöl); überhaupt verbindet man hier die Absorbenlia gern mit Rheum und Gewürzen. — Besonders passen diese Mittel bei den sogenannten Z a Ii n d urchf äll cn der Kinder, welche jedoch sorgfältig zu prüfen sind, da in diesem Lebensalter auch Darmentzündungen, Darmerweichungen, Soor, Danngeschwüre und andere Uebel mit symptomatischen Diarrhöen auftreten, und besonders bei Neugeborenen schnell unter Hirnzufällen tödten können. Hier ist eine richtige Lebensordnung, besonders hin- sichtlich der Nahrungsloüe, die Hauptsache: Annahme oder Wechsel der Amme, Vermeidung der schlechtbekommenden Milchsorlcn, Darreichen von Fleischbrühen, Eiwässerchen, geschabtem rohem Rind- oder Schöpsenfleisch, gutem Sect u. s. w. (S. Pädatrophie, §. 167.) d) Bei gesch wächtem und 1 äh m u ngs arIi gern Zustande des Darmkanals sind die Därme meist aufgetrieben, seltner ganz zusammengefallen (bei Darmatro- phie) ; die Ausleerungen erfolgen hier oft wider Wissen oder Willen des Kranken, sind schleimig oder zersetzt, missfarbig, selbst blutgefärbt; es ist allgemeine Mus- kelschwäche, besonders in den Beinen und im Rücken, und ein sieches Aussehen vorhanden u. s. w. Hier sind oft Tonika unentbehrlich: bittere Mittel, Gewürze, Rothwein, Tokaier, Madeira, gute Kost, geschabtes rohes oder halbgebratenes Fleisch, Nux vomica, Rad. columbo, belebende Einreibungen in Bauch und Rücken,, aromatisehe Pflaster, und bei den schwersten Fällen die oben erwähnten Adstrin- gentia, manchmal Kalk- und Eisenpräparate (Eisenvitriol, Perchloridliquor). — Man verwechsele jedoch hiermit nicht diejenigen langwierigen Durchfälle, welche auf organischen Veränderungen, besonders Darmgeschwüren, beruhen. Auch ver- gesse man nie, dass ohne strenges, ja eigensinniges Festhallen der Diät in Bezug auf Essen und Trinken und ohne warme Bekleidung kein langwieriger Durchfall geheilt werden kann. e) Die symptomatischen Durchfälle bei Hämorrhoiden, Pyämie, Wochen- fieber u. s. w. erfordern stete Berücksichtigung des Grundleidens. So widerstehen manche periodische, sogenannte hämorrhoidalis eil e Durchfälle hartnäckig allen Stopfungsmitleln und weichen dann erst einemPäar Gaben. Schwefelmilch mit Ausler- schalen oder Natron, oder Silzbädern, Blutegeln an den Aller, sogar einer systema- tischen Kissinger- oder Kallwassercur. — Bei herrschenden Typhen, Brechdurchfäl- len oder Ruhren muss man jeden sich zeigenden Durchfall besonders vorsichtig be- handeln und sofort Fieberdiät und das Hüten des Beiles oder warmen Zimmers, beziehentlich stopfende Mittel (s. o.) anordnen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0382.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)