Volume 2

Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.

  • Hermann Eberhard Friedrich Richter
Date:
1860
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.

    40/648 (page 34)
    Friese), ei. öfters zugleich von abnormer Säftemischung (z. B. der faserstoffar- men, typhosen oder pyämischen) ab. Zuweilen aber sollen Frieselfleber als selbständige Krankheiten (Mil. idiopathica), sogar epidemisch, ja selbst endemisch herrschen, besonders in Folge miasmatischer Einflüsse: der Ausdünstungen von Sümpfen oder Flachsrüsten, in gewissen Hospitälern u. s. w. In die- fleberV sen Fällen (von denen jedoch wohl manche zu den ächten Typhen 6 oder zur Influenza gehören mögen) ging der Frieselausbruch stets mit heftigen und beängstigenden Schweissen Hand in Hand: das sogenannte Schweissfieber (Febris sudatoria, Hidronosos, Suette miliaire, und wahrscheinlich der englische Schweiss, Sudor anglicus früherer Jahrhunderte), welches noch in neueren Zeiten, besonders in Frankreich, beobachtet worden ist. Prognose. j)je Erscheinung des Frieseis in Krankheiten nüthigt immer zu einer behutsameren Stellung der Prognose, weil sehr leicht Nervenzu- fälle von schwererer Art, oder Ergüsse und Entzündungen in inneren Organen (namentlich acute Herzbeutel- oder Brustfellergüsse oder acute Kopfwassersuchten) hinzutreten, und plötzliche Todesfälle bei Frieselbe- hafteten (sogenannte Metastasen) nicht selten sind. Immer muss aber der Friesel uns veranlassen, nachzuforschen, ob die Diät und Medication nicht eine verhältnissmüssig allzu erhitzende und diaphoretische sei? ob nicht in der Leib- und Bett-Wäsche stockender Schweiss in Zersetzung begriffen sei? ob vielleicht die Absonderung des Harnes stocke? oder ob die nöthige Ausleerung des Darmkanales versäumt worden sei? Ueb- rigens richtet sich die Prognose nach dem Charakter des Fiebers und der herrschenden Epidemie, so wie nach der Kürperbeschaffenheit des Kranken: daher Herzkrankheit, Fettleibigkeit, Nervosität che Prognose verschlimmern; desgleichen grosse Angst, Unruhe, Dehnen, Krämpfe und ähnliche Nervenzufälle. Behandlung. £)je Behandlung sucht im Allgemeinen den neJhgen battean- drang nach der Haut mit Vorsicht zu beschränken, das in ihr und in der Wäsche schon abgesetzte Product (den sich zersetzenden Schweiss und den Bläscheninhalt) zu entfernen, und frische Nachschübe zu ver- hüten. Dazu dienen: fleissiges Abtrocknen, öfteres, aber mit Verhü- tung der Erkältungen auszuführendes Waschen des Körpers und der frieselreichsten Stellen insbesondere, mit rauhen Wollenlappen und ge- wöhnlicher oder grüner Seife oder auch mit Auflösungen des kohlen- sauren oder Aetzkah's (1 Tl, auf 10 bis in manchen Fällen auch mit Essig u. s. w ; ferner fleissiges Lüften und Kühlhalten des Zimmers, reinliche und öfters gewechselte frische (nicht schon durchschwitzte) Leib- und Bett-Wäsche eine massig warme nicht erhitzende Bedeckung des Kranken, Vermeiden der Federte en (besonders der durchschwitzten, seit langer Zeit ungereinigten und un- gesömmerten). Der Frieselkranke darf nicht zu viel und gebt zü warmes Getränk trinken; er muss statt dessen den Durst mit Apfel sinenscheibchen, oder Eisstückchen, oder kleinen Mengen der Lm . den Seiter- und Soda-Wasser und ähnlicher kühlender Mittel löschen.