Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
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![§. 974—977. GALLENSTEINE. ausleerungen des Kranken mit warmem Wasser zerrühren und wdün-d|y^^ nen und so durch ein Drahtsieh oder einen hlechernen Durchschlag steine, giessen lässt: besonders zu der Zeit, wo der aschgrau gewordene Stuhl wieder orangegelbe Beimischungen von Galle enthalt. — Nur selten gelingt es, durch die erschlafften Bauchdecken hindurch die mit Stei- nen angefüllte Gallenblase zu fühlen, noch seltener hierbei (durch Drücken, Percussion, oder durch das aufgesetzte Stethoskop) das Beiben und Klappern der Steine wahrnehmbar zu machen, oder die Fluctua- lion der von Galle übermässig ausgedehnten Gallenblase (den Hydrops vesicae felleae, §. 958 n. 3) zu entdecken. Die sogenannte Leberkolik (Colica hepaiica, Hepatalgia, vgl. §. 384 und §.975. §y 974) isl dem Wesen nach ein neuralgischer (den Wehen, dem TcnesmuSj der,-el)ei'li0lik- Kardialgie entsprechen der) Schmerz des Plexus hepaticus, und hat, wie alle Neur- algien, bald örtliche, sogenannte peripherische Ursachen (wie z. B. Entzündung der Gallenwege, Verstopfung derselben durch Einkriechen von Spulwürmern oder Leberegeln, Schleim oder Blutgerinnsel, oder Anschwellung oder Lageveränderung der Leber, bald mehr allgemein ner-vöse und centrale (wie z. B. Hirn- und Rückenmarksleiden). Doch sind alle diese Fälle so selten, in Betracht der Häufig- keit der Gallensteinschmerzen, dass wir die Leberkolik am besten hier be- trachten. Sie tritt heftig und anfallsweise auf, mit freien oder nur durch dumpfe Empfindungen getrübten Zwischenräumen. Der Schmerz ist dabei mehr bohrend, drängend und pressend; er beschränkt sich oft auf eine kleine Stelle (der Gallen- blasengegend, hinter dem rechten geraden Bauchmuskel), von wo aus er aber manchmal nach der Herzgrube und Nabelgegend hinüberstrahlt, oder später allmälig (mit dem Weilerwandern des Steines) fortrückt. Er verbreitet sich gern durch Leberstrahlung auf andere Nervengeflechle des Unterleibes, nach der rechten Schul- ler und nach dem Bücken, sogar auf die Schenkelnerven der rechten Seite, wird durch äusseren Druck und Zusammenpressen des Leibes meist gelindert, hingegen durch Gemüthsbewegungen und andere Nerveneindrücke geweckt, und verbindet sich bei grosser Heftigkeit mit Herumwälzen, Schlucksen, Erbrechen, Versagen der Stimme und des Alhems, Zuschnüren im Hals, Verfallensein, kallen Schweissen, Ohnmacht, Krämpfen und anderen Nervenzufällen. Die Fieberlosigkeit und die sel- ten fehlenden gelbsüchtigcn Zufälle tragen bei, das Uebel von gewissen Brust- und Unterleibsentzündungen zu unterscheiden, [ffa/'t. Meyer, de colica hepaiica. Ienae, 1793. 4. — M. G. Schmidt, de hepatalgia. Lipsiae, 1S20. — V. A. Fauconneau- Bufresne, über die Neuralgia hepaiica. Aus l'Union 1851, n. 52, in Schmidt's Jahrb.- Bd. 72. S. 295.] Die Gallensteinkrankheit ist nicht ohne Gefahr, obschon kleine §.976. Steine und Gries sehr oft ohne Nachtheil durch die Gallengänge aus- Folgen- geführt werden; schon die Schmerzen können zu heftigen Krämpfen (und deren Folgen) umschlagen; leicht entsieht auch Einklemmung des Steins ijj den Gallenwegen und danach Entzündung, Verschwärung und Zerreissiing derselben, mit Austreten der Galle in die Bauchhöhle (s Peritonitis perforatoria, §. 867 u. 986 n. 3.) oder in andere Nachbar- tbc.le (z. B in einen Darm), oder Abscessbildung durch die Bauchwand ((.allen istel, Fistula biliaria), oder es folgen gallige Blutverderbniss (be- ziehentlich typhoide Gelbsucht, §. 179), Abscess oder Entartung des Lebergewebes, Wassersucht u. s. w.; manchmal daher auch tödlliche Ausgänge. Die Behandlung der Gallensteinkrankheit bezieht sich §-977. hei s auf Beseitigung der Gallensteine und Verhütung ihrer Wiederkehr, Ünlnmit tneils aul Linderung der Anfälle von Leberkolik. krankheiten. Mchter's innere Klinik. 4. Ann. tl. „„](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0471.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)