Volume 2

Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.

  • Hermann Eberhard Friedrich Richter
Date:
1860
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.

    498/648 (page 492)
    Nierenentzündungen betrachtet werden muss. — 3) Die Entzünduno- desZellgewebes der Nierengegend (Perinephritis), welche den Muskelentziindungen der Lendengegend symptomatisch ähnlich ist, auch, wie diese, gern in Eiterung und Lendenahscesse übergehl und ohne Störung der Harnabsonderung verlaufen kann. Als Symptome der Nierenentzündungen, in den acuteren und heiligeren Fallen, nennt man folgende: einen anhaltenden, gradweise zunehmenden, dumpfen oder heftigen Schmerz an einer oder beiden Seiten des Rückgrates, neben den letzten Rückenwirbeln und dem er- sten Lendenwirbel, in der linken Seite etwas höher oben als in der rechten. Dieser Schmerz vermehrt sich durch Druck, tiefes Eingreifen daselbst, Erschütterung (z. R. Husten, Niessen, Percussion der Nieren- gegend), starke Bewegungen des Rückgrates, und zieht sich zuweilen, dem Laufe des Harnleiters folgend, nach der Blasengegend hinab. Be- deutendere Anschwellungen der Niere (etwa bei Verstopfung eines Harn- leiters, oder bei grossen Eiterherden) sind durch Percussion nachweisbar (können aber auch mit anderen Geschwülsten verwechselt werden). — Der Harn wird in geringer Menge entleert, ist braun oder roth, oft blut- oder eiweiss-, später eiterhaltig; bei Pyelitis enthält er von Haus aus Schleim- und Eiterkörperchen, meist auch Blutkügelchen, manch- mal Fibringerinnsel, Krystallisationen, Harngries u. s. w. Acute Fälle sind meistens mit Fieber verbunden. Zuweilen treten dazu: Spannung und Schmerz in der Schamgegend, Heraufziehen oder Schmerzen des gleichseitigen Hodens, Taubheit und lähmungsartige Schwerbeweglich- keit des Schenkels der befallenen Seite, erschwerte Rückenlage; in schlimmen Fällen gastrische und nervöse (besonders von Urämie oder Pyämie bedingte) Erscheinungen, Aufstossen, Ekel, Erbrechen, Meteo- rismus, Stuhlzwang, Ohnmächten, Delirien, Zittern der Glieder. — Oft sind aber die Symptome sehr dunkel und der Verlauf schleppend, ohne Fieber oder andere Reactionszeichen. §.999. Ursachen von Nierenentzündungen sind: mechanische Verletzun- iisachen. gen t]ei. Bieren, Stüsse oder Schläge auf die Nierengegend, Erschütte- rung durch Springen, durch Fahren auf ungleichen steinigen Wegen, Erkältungen, besonders der Füsse, u. s. w.; Reizung der Nierenkelche durch Harngries und Nierensteine, verhaltene und sich zersetzende Harn- oder Eitermassen, durch Blutgerinnsel in denselben oder Para- siten, ferner durch Missbrauch der stärkeren Diuretika, der Aborüva und Aphmdisiaka und förmliche Vergiftung durch Kanthariden und an- dere Gifte (N. toxica, cantharidalis etc.) oder durch geistige, besonders l!um enthaltende, Getränke; gestopfte und überhaupt schlecht behan- delte Tripper, Fortpflanzung von Harnblasenentzündungen und an- deren KränkKeken der benachbarten Organe. Eiterige Blutvergil- tun und die ihr ähnliche Blutbeschaffenheit bei Endokarditis und anderen Fieberkrankheiten bewirkt (wahrscheinlich durch verstopfende Faserstongerinnsel in den Niercnarlcrien) nicht seilen^ n.elasta .sehe Enlzündungs- und Eiterherde in den .Nieron. (Nephritis metastatm, s. §. 199.)