Volume 2

Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.

  • Hermann Eberhard Friedrich Richter
Date:
1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.

    499/648 (page 493)
    Die Nierenentzündungen enden in Z e r th ei 1 u n g (unler allgemeinem Schweisse §.1000. und eilerig-schleimigen Sedimenten im Harn), oder in Verhärtung und Yerschriimpfung der befallenen Stelle (ein bei Lebzeiten nicht erkennbarer Aiisgang),^^h,.*;is oder in Eiterung. Letzlerer Ausgang (Abscessus renalis, Nephrins purulenla, meist als chronische Nierenentzündung betrachtet) zeigt sich durch die forldauernde Frequenz des Pulses, die von Zeit zu Zeit eintretenden Schauder und andere pya- lnische Zeichen; bisweilen bildet der Ahscess (besonders bei Perinephrilis] in der Lenden°r°-end eine sieht- und fühlbare flucluirende Geschwulst. Sobald der Eiter sich in'ifie Nierenkelche entleerte, bildet er einen weissen, lockeren, slärkemehl- ähnh'chen Bodensatz von Eiterkügelchen im Harne, welche denselben beim Um- schütteln milchig wieder trüben, ihm einen Eiweissgehalt und den eigentümlichen Eilergeruch veiieihen, und durch das Mikroskop, so wie durch chemische Mittel (Aetzkali, Anbrennen an der Spirilusflamme), als solche erkannt werden. Der Eiter kann aber auch in die Bauchhöhle, oder in den Darmkanal, oder in die Lenden- und Psoasmuskeln und so nach aussen sich einen Weg bahnen. (Fistula renalis.) Auf die eine oder andere Weise kann die Nierenvereilerung endlich einen tödllichen Ausgang (z.B.. durch Pyämie oder Bauchfellentzündung oder Brand) oder langsame Abzehrung [Pktkisis renalis) hervorbringen. Im günstigen Falle vernarbt der ent- leerte Nicrenabscess mit der Zeit, — Durch V ei s top fu n g d er Ha rn 1 eiier (bei calculöser oder croupöser Pyelitis) kann Anschwellung derselben und Verwand- lung der Niere in einen grossen flüssigkeithallenden Sack (s. w.Hyclroneplirosis, §.1010) erfolgen. — Brand der Nieren kommt selten vor. Durch gänzliche Unterdrückung des Harnes und Uebcrgang der Harnstoffe in das Blut wird die Nierenentzündung unter dem Hinzutritte nervöser Erscheinungen rasch lödtlich. (S. §. 181.) Nach diesen Ausgängen richtet sich die Prognose, welche bei Pyelitis leichter, bei Nicrenabscess und Urämie stets bedenklich ist. Die Behandlung der Nierenentzündungen erfordert nächst ^^''ifhancüun Beseitigung und Berücksichtigung der Ursachen eine sehr milde, ent- ziehende Diät (wohei besonders harntreibende Vegetahilien, Gewürze und Spirituosa zu vermeiden sind), körperliche Buhe und eine gleichförmige, vor Erkältung schützende Temperatur. Doch darf der Kranke mit dem Bücken nicht allzuwarm und nicht anhaltend rücklings liegen. — An- fangs wendet man gewöhnlich antiphlogistische Mittel an (Aderlass, Blutegel, Schröpfköpfe u. s. w.), sodann vorzugsweise reichliche schlei- mige Getränke und Emulsionen von Mandeln, Mohn, Hanf (jedoch sind fette Genüsse hei Kantharidenvergiftnng nicht passend, vgl. §. 298. D. 2) und beruhigende Mittel; man vermeide aber den Salpeter und ähnliche die Harnwege reizende Salze. Dazu Kalfwasser- oder Eislappen über die Nierengegend, oder warme Breiumschläge dahin, allgemeine laue Bäder oder Silzbäder, erweichende Klystiere, später die Anwendung er- weichender und zertheilender Salben (Quecksilbersalbe? Althäsalhe mit Kampher und Laudan'um, flüchtiges Liniment u. dgl.) in die Nieren- gegend. Spanischflicgenpflaster sind, wegen ihrer nierenreizenden Wir- kung, ganz zu vermeiden, und wo Hautreize nöthig, durch Senföl, Senf- teig, Kanin], Krotonöl u. dgl. zu ersetzen. Wo Abführmittel erforder- lich sind, halle man sich an Bicinusöl oder Kalomel, und vermeide die Salze so wie die Drastika. Die speeifischen, z. B. durch Kanfha- riden- oder andere Vergiftungen, Pyämie, Nierenstein, Skorbut beding- ten Nierenentzündungen verlangen die der Ursache entsprechenden Heilmittel. Zur Nachcur und bei chronischen Nierenentzündungen oder hin- ausgeschleppten N i erenvereilerungen dienen nach Umständen : Uebersiedelun»-