Volume 2

Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.

  • Hermann Eberhard Friedrich Richter
Date:
1860
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.

    516/648 (page 510)
    Enuresis, sen, wfe Kartoffeln, harte Eier, Käse), und dass es nicht zu warm, besonders nicht mit Federbetten zugedeckt, schlafe. Man lasse das- selbe zu einer bestimmten Zeit (ein oder mehrmals des Nachts) wecken und uriniren, bis es sich gewöhnt, zu dieser Zeit selbst aufzuwachen; man gewöhne es, nur auf der Seite liegend zu schlafen, und verab- säume nicht, die erziehenden Mittel (wie Beschämung, Strafen, Entfer- nung aus dem elterlichen Haus) in den geeigneten Fällen consequent anzuwenden. In hartnäckigeren Fällen werden kalte ßegiessungen aufs Kreuz, kalte Bäder, Seebäder, kalte Klystiere, allgemeine Gymnastik, oder, wo besondere Anzeigen dazu vorliegen, gewisse Arzneimittel, z. B. Wurmmittel, Abführungen, Kampher, Brechnuss, Belladonna, alka- lische Mittel, Tonika (z. B. Eisen] und andere mehr in Anwendung ge- zogen. 3. Bei Lähmung des Blasenhalses (Enuresis paralytica) träufelt der Urin anhaltend und ohne Harndrang ab, oder wo nur Schwäche und Halblähmung vorbanden, entschlüpft er wenigstens häufig und leicht, namentlich bei gefüllter Harnblase, ehe der Kranke es verhüten kann; die letzten Tropfen fliessen beim Harnen, che sich die Zusammenziehung des Schliessmuskels wieder einfindet, nachträg- lich wider Willen des Krauken aus. Manchmal kann auch blosse Un- empfindlichkeit der Blasenhalsnerven daran Schuld sein (s. o. §. 1016). Andauernde Verunreinigung der Kleider und Betten, daher übler Ge- ruch des Kranken, Wundwerden der Genitalien und Schenkel, endlich Wundwerden und Aufliegen gesellen sich besonders zu dieser uud der folgenden Art. Meist sind hiermit auch Zeichen von Lähmung des Blasengrundes, des Mastdarms, der Genitalien und Schenkel verbunden, wie denn diese Form vorzüglich ältere Leute oder an Hirnerweichun- gen, Rückenmarkslähmungen und alten Blasenkatarrhen Leidende be- fällt. Die Behandlung richtet sich nach diesen Ursachen und dem all- gemeinen Zustande: oft kann sie nur palliativ sein, indem man Harn- sperrer anlegt, den Katheter öfters einbringt, oder den abfliessenden Harn in einem vorgebundenen Harnrecipienten (Urinoir, Urinal, Reser- voir, meist aus Kautschukzeug gefertigt) auffangen lässt, oder die unter- gebreiteten Unterlagen fleissig wechselt. Jedenfalls muss man das Wundwerden durch äusserste Reinlichkeit verhüten. — Zuweilen kön- nen in Anwendung kommen: die Inductions-Elektncität (am besten indem der eine Conductor mittels eines ihn isolirenden Katheters in die Harnröhre bis zum Blasenhalse eingebracht, der andere nass auf che Haut aufgesetzt wird), kalte Douchen auf die Kreuz- und Blasengegend, kalte Sitzbäder, spirituöse und aromatische Waschungen des Bückens Kreu- zes und Mittelfleisches, Einspritzungen von kaltem Wasser oder von binmischen Mitteln in die Harnblase selbst. Innerlich sind und Strychnin, Mutterkorn Kanthariden Peru- oder Copavvbalsam, Cubeben, Buccoblätter, Stemöl, Sadebaumblatte«, Su- maC,4nCManchmal endlich ist der Ilarnfluss mechanischen •Ursachen bedingt (Enuresis mechanica), besonders von tfguNM»