Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
Licence: Public Domain Mark
Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
527/648 (page 521)
![§. 1028—1030. STEMKRANKHEIT. Steinkrankheit (Lithiasis) ist im weiteren Sinne jeder krank-§^028- hafte Zustand des Körpers, bei welchem sich harte, mehrweniger kryHrankhciten stallinische Concremente in verschiedenen Theilen desselben bilden; All*em- gewöhnlich aber und im engeren Sinne versteht man darunter die Harnsteinkrankheit (Urolühiasis), d. h. die Erzeugung von Steinen im Harnsysteme: in den Nieren, den Harnleitern und der Harnblase. Die Harnsteine (Calculi urinarii, Urolühi) sind ihrer chemischen^S- ^jJ- Mischung und ihrer äusseren Gestalt nach sehr verschieden. Sie he-ihre Arten' stehen am häufigsten aus Harnsäure oder harnsauren Salzen (Amrao- - nium oder Natron uricum), nächstdem aus phosphorsauren Salzen, be- sonders dem sogenannten Tripelphosphat (einer Verbindung von pbos- phorsaurem Ammonium und Magnesia), seltener aus kleesaurem Kalk, höchst selten aus Blasenoxyd (Cystin) oder anderen minder wichtigen Bestandteilen. Manche Harnsteine bestehen nicht aus einer gleich- mässigen Masse, sondern sind aus concentrischen Lagen (Schichten) von verschiedener chemischer Beschaffenheit zusammengefügt. (Ge- mischte Steine.) Die erdigen und salzigen Massen der Steine sind durch einen thierischen eiweissartigen Stoff (das Bindemittel) zusammen- gehalten. Die harnsauren Steine (Calculi wratici] sind die häufigsten und machen wohl 9 io aller Falle aus. Sie sind hart, gelblich, bräunlich oder röThlich, krystal- linisch gefügt, und werden durch die früher (§. 990 n. 2) angeführte chemische Probe der Harnsäure (Abrauchen mit Salpetersäure und Zusatz von Ammoniak oder Kali) leicht erkannt; durch Glühen werden sie zerstört, durch Aetzkali aufgelöst. Die p h o s p Ii orsaur en Steine (Calculi phpsp'haiici) sind weisslich oder graulich, locker, kreidig-erdig, lösen sich in verdünnten Säuren und werden durch Glühen nicht zerstört. (Schmelzbare Steine.) Die sauerkleesauren Steine (Calculi oxalaüci) sind sehr hart, höckerig oder zackig, von bläulicher oder schwärzlicher Farbe, und heissen von ihrem äus- seren Anselien M au 1 beer- oder Hanfsamen-Steine. Durch Glühen werden sie in kohlensaure, mit Säuren aufbrausende Salze verwandelt. Die Cy s tin-S tei n e sind gelblich, kugelig, wachsartig weich und fast durch- scheinend. Die Harnsteine kommen mehr bei Männern als bei Weibern, mehr §• 1030. in späteren als in früheren Jahren vor. Als Ursachen ihrer Entsle- Ursachen- hung giebt man an: den Genuss gewisser Trinkwässer, mancher Weine, der Spirituosa überhaupt, des Käses u. a. In der Harnblase wird die Steinerzeugimg herbeigeführt durch zu lange Zurückhaltung des Har- nes in derselben oder in etwanigen Nebenhohlen (Taschen, Divertikeln), daher oft durch Slricturen, Prostatalciden und andere Ursachen der mechanischen Ischurie (§. 1021. d.), oder dadurch, dass fremde Kör- per (z. B. Kornähren, Splitter, Kathelerbruchslücke), welche in die Blase gelangt sind, oder hei abgewanderte Nierensteine oder Gerinnungen von Blut, Fibrin und Eiter in der Harnblase, zu Kryslallisationskernen wer- den. Auf solche Art kann die Steinkrankheit, sogar endemisch wer- den, z. ß. in Egypten durch die in der Blase angehäuften Hier oder Leichen des Distomum haematobiüni (s. 6. §. 10-25 Anm.). — Jeden- falls bat die Beschaffenheit der Schleimhaut (besonders in der Harn-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0527.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)