Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
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![§. 591—592. Gewöhnlich hat die entzündete Stelle der Haut einen bedeutenderen■gjgJjE Umfang als bei anderen Ausschlägen, ist gespannt, etwas geschwollen, heiss, und mit brennenden, spannenden, auch wohl reissenden Schmer- zen behaftet. Beim Nachlass der Entzündung findet sich Abschuppung- und Schalung der Epidermis ein. Man unterscheidet die leichteren, aus verschiedenen äusserlichen Ursachen entstehenden Hautentzündungen dieser Art (s. u. §. 595 n. 4_9) ais falsche Rose oder Erythem, Erythema, von den schwe- reren mit Fieber und Unruhe verbundenen Fällen, welche oft auch übrigens in Bezug auf typischen Verlauf, Flüchtigkeit und Neigung zum Wandern oder Zurücktreten einen den Ausschlagsfiebern ähnlichen Cha- rakter tragen. Letztere nennt man ächte Rose, Rothlauf, Erysi- pelas. Dieser Unterschied ist weder wissenschaftlich noch im prakti- schen Leben scharf durchzuführen; doch wollen wir im Nachfolgenden die einzelnen Formen möglichst gesondert besprechen. 1. Die ächte Rose, der Rothlauf (Erysipelas verum s. genuinnm §.592. der Autt.) tritt in der Begel mit Fieber auf, welches bald leichter, gen^imun.8 bald heftiger, und oft mit gastrisch-galligen Erscheinungen (bitterem Geschmack, belegter Zunge, Brechneigung) verbunden ist. Die erysipela- töse Hautpartie zeigt die angegebenen Charaktere: blasse, rosenrothe, Verlauf, aber ins Gelbliche spielende Hautrothe, die beim Fingerdrucke mit Zu- rücklassung eines gelblich-weissen Fleckes verschwindet und bei aufge- hobenem Fingerdruck von dem Umkreise her zurückkehrt. Dazu An- schwellung und Spannung der Haut, welche glatt, glänzend und heiss anzufühlen ist; nebst reissenden und brennenden Schmerzen. Der Sitz des Rothlaufs ist am häufigsten im Gesicht (Gesichts- rose), an den Unterschenkeln und an den Geschlechts theilen. Der Roth- lauf zeigt grosse Neigung zum Wandern, so dass er sich nach und nach über ganze Körpertheile verbreiten kann (s. n. 2. E. ambulans). Namentlich ergreift die Gesichtsrose oft die Haut des behaarten Kopfes (Kopfrose), und die Schleimhäute des Ohres, der Nase und der Augen. Ausserdem ist der Rothlauf oft flüchtiger Natur, verschwindet von selbst oder auf äussere Störungen, und springt dann'manchmal auf andere äussere Theile über (Erysipelas erralknm), oder zieht innere Krankhei- ten nach sieb. Bei vorwiegend wässrigem Exsudat tritt, besonders bei sarireichen Personen und an Stellen, wo unter der Haut nur lockeres Bindege- webe liegt (Augenlider, Vorbaut u. dg].}, bedeutendes Oedem der be- fallenen Hautsfcelle ein (Erysipelas oedematosnm), was jedoch den Ver- lauf nicht bedeutend ändert. Oder das serüse Exsudat sammelt, sich unter der Oberhaut und heb! diese in Form von Bläschen und Blasen empor: die Blascnrose (Erysipelas vesiadomm, bnllosmn). Sellener kommt es zum Aulscbiessen eiternder Pusteln: Blatterrose (Erysipe- las pnstnlosum). 1 Der Viisgnng bei der gutartigen und regelmässig verlaufenden Ausgänge. Kose ist die /ertheilung, indem in » bis 6 Tagen und darüber Ge- schwulst und Ruthe uachlassen, die Haut ihren Glanz verliert und runz- 4 *](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0057.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)