Volume 2

Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.

  • Richter, Hermann Eberhard Friedrich, 1808-1876.
Date:
1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.

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    angezeigt ist. Immer muss zuerst die Frage sein, ob überhaupt SJJ'a-1' n dem gegenwärtigen Falle die Zurückhaltung etwas Krankhaftes, die jions- Herstellune etwas zu Wünschendes sei, ob nicht vielleicht die Amenor- rhoe zu dem relativen Gesundheitszustande dieses Individuums gebore und selbst heilsam sei (wie bei Abzehrenden), oder ob das Wegbleiben des Flusses nur Symptom einer anderweiten Krankheit und daher viel- leicht erst mit. dieser selbst zu heben sei (wie bei Bleichsucht), oder ob vielleicht die Amenorrhoe denselben Krankheitszustand, von dem sie ausgeht selbst unterhalte und vermehre (wie bei der Abdominalple- Ihora). ' Auf jeden Fall aber gewöhne man sich, bei jeder Menstrua- tionsverhaltung oder Suppression an die Möglichkeit von Schwanger- schaft zu denken und sich nicht durch allerlei Vorspiegelungen (z. B. als sei durch Schreck und Erkältung der Monatsfluss wegge- blieben) täuschen oder gar zur Anwendung treibender Mittel verleiten zu lassen. Der sogenannten treibenden, d. h. den Monatsfluss (oder die treibende, dazu nöthige Congestion der inneren Genitalien) unmittelbar hervor- rufenden Heilmetboden (MetJwdus emmenagoga oder i^llens) bedarf man besonders bei minder reizbaren, mehr phlegmatischen Subjecten, bei Trägheit und Blutmangel des Geschlechtsystemes selbst, und wo sich bedenklichere Folgen der Amenorrhoe (z. B. gefahrdrohende Hyperä- mien entfernter Organe) zeigen. Man benutzt dazu zunächst gewisse äussere Mittel: dahin gehören allgemeine oder örtliche warme Bäder, Sitzbäder, Dampfinsessus (die man mittels Mutterrohres in die Scheide hineinleiten kann), Kohlensäuregasbäder, warme, beziehentlich aroma- tische Umschläge über die Genitalien, häufig wiederholte warme, auch mit hautreizenden Stoffen versetzte Fussbäder, Einwickelungen der Füsse in dergleichen (z. B. Senfpulver in die Strümpfe gestreut), Rei- ben und Bürsten derselben, Beiben der Schenkel mit warmen Tüchern, Senfteige oder trockene Schröpfköpfe an die Schenkel, der Junod'sche Scliröpfstiefel an die Füsse: im Nothfall (bei gefahrdrohenden Conge- stionen) Aderlässe am Fuss, Blutegel an den Gehärmutterhals, blutige Schröpfköpfe an die Innenseite der Schenkel; warme Douchen auf das Kreuz, namentlich aber warme oder ziemlich heisse aufsteigende Was- serdouchen (oder dergleichen Einspritzungen) in die Vagina oder in die Höhle des Uterus, denen man auch aromatische oder reizende Stoffe (z. B. Aelzammoniak zu 5 — 20 Tropfen, Kochsalz oder Silbcrsalpeter) zuzusetzen gerathen hat. Die Elektricität wandte man ehedem so an, dass man Schläge vom Kreuz durchs Becken streichen liess; jetzt bringt man entweder trockene Melallconductoren auf die Fusssohlen, Waden und Schenkel, oder (nach Duchenne u. A.) einen Pol an oder in den Uterus, den anderen feucht aufs Kreuz. (Eine Methode, welche aber zu Abortus geinissbraucht worden ist!) — Die inneren Mittel, die soge- nannten Emmenagoga, sind theils nicht erhitzende und mehr auflö- send wirkende (vielleicht die Epitelicn im Uterus lösende), z. B. die Seifen, der Borax, die weinsauren Salze, besonders Tartarus boraxatus,