Volume 2
Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter.
- Hermann Eberhard Friedrich Richter
- Date:
- 1860
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Credit: Grundriss der inneren Klinik : für akademische Vorlesungen und zum Selbstudium / von Hermann Eberhard Richter. Source: Wellcome Collection.
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![HAUTKRANKHEITEN. §. 595. 4. Als u nachte Rose (Pseudaervsipelas) pflegt man nach Rust jene Haul- .othen zu unterscheiden, welche nur örtliche Bedeutung haben und entweder rein von äusseren Ursachen entstanden sind, z. B. in Folge von anhaltendem Drücken und Reiben sich berührender Hautflächen (zwischen den Schenkeln, an den Brüsten in den Hautfalten, am Nacken und den Extremitäten fetter Kinder), bei dem Auf- liegen in langwierigen Krankheiten (Decubitus), in Folge der Einwirkung haulrei- zender chemisch-ätzender und scharfer Stoffe (wie Harn, zersetzter Schweiss schar- ler Schleim, häufige und scharfe Stühle, Metallgifte, Säuren, Alkalien, scharfslonW Pflanzen, Senfleige, Blasenpflaster, thierische Gifte, Seclionsgift u. s. w.), oder m Folge der Verbrennung (Combuslio, s. Chirurgie), starker Sonnenhitze (Eryihema solare) oder starken Frostes (Erfrierung, Congelatio, Pernio, s. Chirurgie), — oder welche manche Krankheit der unter der Haut liegenden Theile begleiten und anzei- gen, wie bei rheumatischen und arthritischeu Gelenkentzündungen, Drüsengeschwül- sten, besonders aber bei den unter der Haut fortschreitenden Zellgewebsentzündungen (z. B. Milchknoten, Panaritien, Furunkeln, Carbunkeln, eigentlichen Phlegmonen, subcutanen Eiteransammlungen, Zellgewebsbrand, Zabnwurzelabscess [der sogenannte dicke Backen], auseiternden Knochensplittern, tiefliegenden Blutaustretungen). Diese Formen sind gewöhnlich fieberlos, nicht flüchtig und wenig zum Wandern geneigt; sie verschwinden zuweilen ohne, bisweilen mit feiner Abschilferung der Oberhaut, oder verwandeln sich (besonders an geriebenen Häütflächenj in nässende schleimhaut- ähnliche Stellen; bisweilen bedecken sie sich auch mit Knötchen, Bläschen u. dgl., oder sie gehen in Eiterung, Verschwärung oder Brand (oft bis in die Tiefe hinein) über. Eine genaue Untersuchung des Sitzes und der Ursachen ist hier in jedem einzelnen Falle unentbehrlich und erfordert oft gediegene chirurgische Erfahrung. Je mehr die Substanz des Corium im Ganzen und der Unterhautzellstoff entzündet ist (Phlegmone cutis), desto schneller sieht man nach dem Fingerdruck die Rothe und desto gleichzeitiger auch aus der Mille (aus der Tiefe her) sich wieder ersetzen, desto mehr ist die Stelle fest, hart und sogar in der Tiefe höckerig, knotig, teigig, oder fluetuirend anzufühlen. — Die Behandlung besteht in Entfernung der Ur- sachen , Milderung des Reizes in der Haut durch innere und äussere Mittel und in der nölhigen chirurgischen Hilfsleistung. Nach Umständen kommen hier Kaltwas- ser- oder Bleiumschläge, kalte Waschungen, kräftige und anhaltende Compressions- verbände, Bepinseln mit Collodium oder mit Jodtinctur, Aufstreichen von Höllenstein in Substanz oder Lösungen, oder aber milde Salben, Cerate, Talg, Üele u. dgl., oder erweichende warme Umschläge und Bähungen, oder kräftige Einschnitte, Blutegel, blutige Schröpfungen u. s. w. in Betracht. (S. o. Er. phlegmonosum.) Erythema. 5. Als Erythem {Eryihema) bezeichnen Manche (besonders aus der Willan'- schen Schule) eine Art von flüchtiger, gewöhnlich nur auf umschriebenen Stellen bemerkbarer und leichterer Haulrölhe, welche sich durch geringere Hitze, durch Schmerzlosigkeit, durch Mangel der Hautspannung und der späteren Abschilferung von der Rose unterscheiden und mehr einen congestiven (hyperämischen) Charakter haben soll. Doch kann Letzteres nur von den einfachsten Formen (E. simplex) •elten; denn bei dem E. papulosum, tuberculosum und nodosnm der Autoren sind offenbar Entziindungsproducte in Knötchen-, Knoten- und Schwielenform vor- handen. Eine fieberhafte Form des flüchtigen Erythems (E. fugax, Macula vola- ticä) begleitet das Ausbruchstadium der Blattern und erhält hier den Namen Rasli (s u §. 606). — Wenn die Rothe im Umkreis fortschreitend in der Mitte einen gel- ben Fleck hinterlässt, entsteht Eryth. iris; wenn die Mitte ganz abgeheilt ist und der Rand rothe Ringe oder Halbkreise bildet: E. annulare; wenn mehrere solche Rino-e sich berühren: E. gyratum; wenn die rothe Stelle scharfabgezeichnete Ran- der °hat- E. marginalum. — Die Ursachen sind meist örtliche, wie bei Nr. 4. — Die Behandlung hat nichts Besonderes; sie ist theils exspectativ, theils kühlend und reinigend (Waschungen, Fomentationen, Bäder u. dgl.), zuweilen ableitend (Abführmittel). Inierirko 6. Das Wundsein (Intertrigo) der Kinder und Erwachsenen ist eine Enl- blössung der Haut von den schützenden trockenen Oberhautschichten wodurch eine schmutzig-rothe Entzündung mit Aussickerung_ einer, gewöhnlich «bekochenden klebri-en und in der Wäsche abfärbenden Flüssigkeit entsteht. Das Uebel entsteht](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2041500x_002_0062.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)