Die Mutterschaft in der Malerei und Graphik / von A.M. Pachinger. Mit einem Vorwort von Gustav Klein.
- Pachinger, A. M. (Anton Max), 1864-
- Date:
- 1906
Licence: In copyright
Credit: Die Mutterschaft in der Malerei und Graphik / von A.M. Pachinger. Mit einem Vorwort von Gustav Klein. Source: Wellcome Collection.
183/240 (page 159)
![nehmen Dame des fünfzehnten Jahrhunderts gekleidet, ist sie wohl eben im Begriffe, dem Kinde die Brust zu reichen. Von den älteren Italienern hat der Bildhauer Matteo Civi- tali aus Lucca, geboren 1435, gestorben 1501, ein Hochrelief der Madonna, welche das Kind stillt, für St. Trinitä in seiner Vater- stadt geschaffen (Abb. 101). Maria trägt die traditionelle biblische Gewandung; der Mantel ist über das Hinterhaupt gezogen und bedeckt die Figur in reichem Faltenwürfe fast vollständig. Im Untergewande, wel- ches bis zum Halse geschlossen ist, ist für den linksseitigen Busen eine Öffnung gelassen. Diese Art des Kleiderschnittes war in Italien und auch in einem Teile Deutschlands allge- mein üblich. Die stil- lende Mutter brauchte das Gewand nicht her- abzulassen, die ein- fache Öffnung des Schlitzes genügte, frei- lich immer unter der Voraussetzung, daß nicht weitere Unter- kleider, bezw. Wäsche g0£j*£Lg0fj werde Abb. IOI. ]^citt60 Civiteili, Madonna. Das Jesukindlein hat Matteo Civitali vollkommen unbekleidet dargestellt, es wird von der Mutter mit der linken Hand liebe- voll ans Herz gedrückt. Die ganze Gruppe hat etwas hoheits- volles, wozu der reichgearbeitete, mit eleganten Ornamenten über und über bedeckte Thronsessel wesentlich mit beiträgt. Wenn trotz alledem die Madonna und das Kind von seltener Lieblich- keit und Anmut sind, so ist das wohl ein besonderer Vorzug des Künstlers, der es verstanden hat, die Majestät der Himmels- königin mit dem Liebreiz der jungen Mutter zu einen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24858547_0183.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)