Der Vorfall der Gebärmutter in anatomischer und klinischer Beziehung / von Otto v. Franque.

  • Franque, Otto von, 1833-1879.
Date:
1860
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Credit: Der Vorfall der Gebärmutter in anatomischer und klinischer Beziehung / von Otto v. Franque. Source: Wellcome Collection.

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    eingeweide. Von dem Uterus ziehen die verschiedenen Bänder nach oben und den beiden Seiten und sind mehr wenig gespannt. Diese Spannung verliert sich sogleich, wenn man den Uterus in die Höhe schiebt, was immer möglich ist, wenn er nicht durch Adhäsionen in der herabgesunkenen Lage fixirt wird. Oft findet man die Bänder auch so verlängert, dass man den Uterus 1—2 über seine normale Höhe in die Bauchhöhle emporheben kann. Vor und über dem Uterusgrund stehend liegt der in seinen Wandungen oft bedeutend verdickte Blasenscheitel. Die beiden Bauchfelltaschen vor und hinter dem Uterus, die Excavatio vesico- und recto-uterina ragen weit in den Vorfall hinein und liegen besonders in der letzteren in der Regel Dünndarmschlingen. In der ersteren fühlt man bei nur einigermassen bedeutenden Vorfällen immer einen von der hinteren Blasenwand gebildeten Divertikel; seltener findet* sich ein solcher in der excavatio recto-uterina, von der vorderen Mastdarmwand gebildet. Entfernt man nun die ganze Geschwulst mit ihren Anhängen aus der Leiche, so gewahrt man sogleich eine Volumszunahme des Uterus; die Vagina ist weit, schlaff, die Runzeln und Falten auf ihrer Schleimhaut sind verstrichen und ist die nach aussen umgestülpte Parthie derselben trocken und mit Pflasterepithel bedeckt, wodurch sie das Aussehen der äusseren Haut erhalten kann. Der Cervix des Uterus ist, wenn man denselben noch mit dem Auge unterscheiden kann, mit Excoriationen und Geschwüren bedeckt, oft haft und derb, seltener aufgelockert; seine Innenfläche ist nach aussen umgestülpt und geht meist unmittelbar in die Wandungen des Vaginalgewölbes über, wodurch das Klaffen der Muttermundsöffnung bedingt ist. Führt man eine Sonde ein, so ergibt sich eine Ver- längerung der Uterushöhle. Das Verhalten der einzelnen Theile zu einander, sowie die Dicke der verschiedenen Wandungen kann man am besten erkennen, wenn man die ganze Geschwulst genau in der Mittellinie bis auf die Excavatio recto-uterina spaltet, wobei folgende Verhältnisse deutlich werden: Unmittelbar unter der vorderen' umgestülpten Vaginalwand, welche besonders an dem dem Vaginalgewölbe entsprechenden Theile bedeutend verdickt ist, kömmt man in den von der hinteren Blasenwand gebildeten Divertikel, welcher je nach der Grösse des Vorfalles mehr weniger tief bis zur Spitze der Geschwulst herabgeht und oft nur durch die Vaginalwand nach aussen begrenzt ist. Die Blasenwandungen sind verdickt und hvpertrophirt; die Urethra läuft Sförmig gebogen, in einem spitzen Winkel oder gerade nach abwärts in den Divertikel. Dieses Verhalten der Blase und der Harnröhre, welches sich bei jedem grösseren Vorfälle vorfindet, macht es erklärlich, dass die Frauen so sehr von Harnbeschwerden zu leiden haben und dass sie die Blase nie vollständig entleeren können; ebenso wird aus diesen Ver- hältnissen klar, dass man zur Entleerung des Harns mittels des Katheters diesen immer mit nach unten gerichteter Spitze einführen muss. Unter und hinter der Blasenwand gelangt man in die Excavatio vesico-uterina, welche in den meisten Fällen noch tiefer in den Vorfall hineinragt, als der von der Blase gebildete Divertikel. Wie aus den folgenden Beschreibungen einiger Präparate zu sehen ist, ist diese Bauchfelltasche bei manchen Fällen nur von der einige Linien dicken Vaginalwand bedeckt. Auffallend ist das Verhalten des Bauchfelles selbst, welches sowohl in der Excavatio vesico- als auch recto-uterina, in der Art abge- zerrt sein kann, dass gleichsam eine dritte Höhlung entsteht (Siehe Taf. I. tt), die von der Blasen- wand, der unteren Seite des Bauchfelles und der invertirten Vaginalwand in dem lockeren Zellgewebe gebildet wird. Das Bauchfell kann in solchen Fällen der anhaltenden Zerrung nach unten nicht folgen und muss sich also abtrennen. In der Excavatio vesico - uterina findet man nur bei den grösseren Vorfällen Dünndarmschlingen gelagert. Diese Verhältnisse des Bauchfelles lassen sich während des Lebens nie mit Bestimmtheit erkennen. Man kann wohl vermuthen, dass bei einem grossen Vorfälle die Excavatio vesico-uterina weit herab geht, allein ob sie bis an den untersten Theil der Geschwulst herabragt, oder ob sie nicht so tief ist, dieses zu bestimmen ist bei nicht aufgeschnittener Geschwulst