Die Rückenmarksdehnung : ein Beitrag zur mechanischen Behandlung der Nervenkrankheiten / von Afred Hegar.

Date:
1884
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Rückenmarksdehnung : ein Beitrag zur mechanischen Behandlung der Nervenkrankheiten / von Afred Hegar. Source: Wellcome Collection.

    5/20 (page 3)
    3] oft eine IJehuncllung, welche den allgemeinen Gesuiidheitszustand in erster Linie beriicksichtigt. Uann bleiben aber nocli Fiille genug iibrig, in welchen man audi damit nicht zu Ende komint. Manche dieser sind, wie man sich von vornberein sagen muss, unbeilbar. Uie Wurzeln des Uebels liegen zu tief, als dass man mit unsereu llilfsmitteln heranreichen kiinute. Der Grossvater und die Grossmutter sind tinserer Therapie nicht zugiinglicb. AUein bei Anderen liegen doch die Verbaltnisse nicht so ungiinstig, und da warf ich mir die Fiage auf, ob es nicht vielleicht zweckmassig sei, den Herd, von welchem das Feuer ausstrahlt, das Riicken- mark selbst, in Angritf zu nehmen. Sollte man damit nicht einen hoheren Procentsatz der Heilungen erreichen konnen? Es war mir nun aufgefallen, dass manche Kranke angaben, die Lendenmarkssymptome, wie wir sie nun einmal, der Kiirze wegen, auch hier nennen wollen, seien nach einem Trauma, z. B. einem Fall, oder einer schweren korperlichen Anstrengung, oder langer fortgesetzter schwerer korperlicher Arbeit entstauden. Eine meiner Patientinnen ver- sicherte mit Bestimmtheit, die erste Erscheinung, ein ausserst heftiger Kreuzschmerz, sei zum erstenmal von ihr bemerkt worden, als sie sich stark gebiickt habe, um die Schublade einer Kommode aufzuzielien. Bekannt ist ja auch die durch eine solche oder ahuliche Bewegung ein- geleitete Entstehung des Lumbago. Hier geht die Affection gewohnlich bald voriiber. Allein man beobachtet auch, dass ein durch die ange- fiihrten mechanischen Momente hervorgerufener Kreuz- oder Lenden- schmerz nicht so rasch wieder verschwindet, soudern sehr lange fortdauert und sich, vne in dem angezogenen Fall, bald mit andem, sehr intensiven Schmerzen und Hyperasthesieen verbindet, welche nach und nach auf die verschiedensten Nerven des Riickenmarks, ja sogar auf solche des Ge- hims, iibergehen. Die Bewegung, nach welcher man am haufigsten Starke Schmerzerapfindungen im Riicken und Kreuz beobachtet, besteht in einer starken Beugung des Riickgrats nach vom. Gewohnlich schreibt man die Sache einer Zerrung, selbst Zerreissung oder, bei oft wieder- holten Bewegungen jener Art, einer Uebermiidung der Muskeln, w^ohl auch einer iibermilssigen Dehnung der Bander zu. Dies mag oft zu- treffen, obgleich man fast nie im Stande ist, in jenen Gebilden irgend eine Verilnderung nachzuweiscn. Sicher gilt es aber nicht fiir alle der- artigen Vorkommnisse. Aucli ist mit der wDehnung oder Uebermiidunga der Muskeln nicht viel gesagt. Die .Schmerzempfindung muss doch schliesslich durch die Nerven vermittelt wcrden. Mit den Muskeln ist nur ein Zwischenglied eingeschoben, welches wir uns vielleiclit ersparen konnen. Gewiss liegt es, wenigstens bei den plotzlich und sehr iutensiv auftretenden und sich weiter auf verscbiodene Nerveubahneii fortsptzenden Affectioiien, nahe, cine diroctc; lietheiligung der Nerven anzuuphmen. Schon a priori ist es wahrscbeinlich, dass das Kuckenniurk und die 134