Über den Gelenksbau bei den Arthrozoen : vierter Beitrag zur vergleichenden Anatomie und Mechanik der Gelenke / von Karl Langer.
- Langer, Karl, Ritter von Edenberg, 1819-1887.
- Date:
- 1860
Licence: Public Domain Mark
Credit: Über den Gelenksbau bei den Arthrozoen : vierter Beitrag zur vergleichenden Anatomie und Mechanik der Gelenke / von Karl Langer. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The University of Glasgow Library. The original may be consulted at The University of Glasgow Library.
7/54 (page 5)
![[101] Die einfachsten Formen der Gelenksbildung fand ich bei den Crnstaceen; ich unter- suchte sie genauer bei Astacus und Hommarus unter den Macruren; bei den Brachyuren finden sich einige Modifikationen, die ich mit Berücksichtigung anderer Genera speciell von Maja Squinado beschreiben werde. Schliesslich ist auch der Gelenksbau von Squilla berück- sichtiget worden. Betreffs der Bezeichnung der einzelnen Skeletstücke verweise ich auf die von M. Edwards vorgeschlagene Terminologie derselben. ('Annales des Sciences nah 1851, XVI, pag. 221.) Siehe Fig. 9 die Bezeichnung der Glieder eines Scherenbeines von Astacus fluviatilis. Alle Gelenke, die ich bis jetzt an Krebsen zu beobachten Gelegenheit hatte, mag ihre Einrichtung wie immer sein, sind durchwegs Charniere, deren Drehungsaxen meist in den längeren Durchmesser der Öffnung der Glieder fallen und gegen die Symmetrie- ebene des Leibes und die Längsrichtung eines Anhanges, z. B. Beines, in verschiedenen Winkeln gelegt sind, gegen einander bald parallel, bald verschieden geneigt stehen. Kugel- gelenke mit vollkommen freier Beweglichkeit eines Gliedes habe ich bei den Krebsen nicht gefunden. Denkt man sich den Leib oder das Bein eines Krebses durchwegs als eine feste Bohre, so wird, wenn sie in Glieder (Hinge) zerfällt und diese gegen einander im Charniere beweglich sein sollen, eine Gelenksbildung auf zweifache Weise zu Stande kommen können. 1. Wenn die mehr weniger walzenförmige Bohre gegen die imaginäre Drehungsaxe hin sich abplattet, die harte Bohre entlaug der Axe unterbrochen und durch weiche Hautstücke ersetzt wird. Diese weichen Hautstücke als Continua der festen Bohre, den Entomologen unter dem Namen Gelenkshäute bekannt, werden beiderseits nur kurz sein, und schon eine hinreichende Excursionsfähigkeit ermöglichen, wenn die Abplattung hinreichend, so zu sagen rein axial ist. Natürlich würde dann die Communication zwischen den beiden Gliedern bis auf einen linearen Spalt sich verengern. Dieser, in der Wirklichkeit kaum strenge ausführ- baren Form nahe steht die bewegliche Verbindung, welche zwischen Isehio- und Meropodite, P3 und P4, am ersten Scherenbeine des Krebses und Hummers vorkömmt. Doch ist nur die innere Wand des Bohres abgeflacht, mit linearen Bändern der beiden Glieder; die äussere Wand ist aber mehr gebuchtet, ihre Gelenkshaut daher immer länger (um der Excursion nachgeben zu können), je mehr von dem Axenende entfernt an den Bändern der gebuchteten Wand sie sich befestiget; sie bildet eine biconvex begrenzte, je nach der Grösse der Bucht schmale oder breite Membran. Da die Drehungsaxe dieses- Charnieres zwischen die linearen Ränder der inneren Wand fällt, so ist die Gelenkshaut hier nur ein schmaler Streifen, der bei keiner Stellung des Gelenkes erschlafft, und die Verbindung hinlänglich sichert. Der Querschnitt des Beines im Gelenke hat eine lineal-convexe Form. Es entspricht dieses Charnier der, von Burmeister „Klappenverbindung genannten Gelenksform. Bei den Brachyuren fällt diese Verbindung als Gelenk aus, wie bei Eriphia, indem die beiden Glieder mit einander verwachsen. Das Bein zeigt auch an dieser Stelle nicht mehr die vorhin bemerkte Abplattung. 2. Die zweite Form von Gelenken mit grösserer oder geringerer Vollkommenheit, ja bis zur Entstehung von Gleitflächen tritt da auf, wo die Skeletröhre nicht abgeflacht wird, und die beiden beweglich verbundenen Glieder grosse Offnungen einander zukehren. In diesem Falle müssen in der Excursionsrichtung keilförmige Ausschnitte an den Gliedern angebracht](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21463025_0007.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)