Das Carcinom der Gallenblase mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose : zusammenfassendes Referat auf Grund der Literatur der letzten 10 Jahre / von R. Laspeyres.

  • Laspeyres, R.
Date:
[1901]
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Das Carcinom der Gallenblase mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose : zusammenfassendes Referat auf Grund der Literatur der letzten 10 Jahre / von R. Laspeyres. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    9/10 (page 19)
    in Dass das gleiehzeitige Vorkommen von Gallensteinen mit Krebs der Gallen- blase kein zufälliges sein kann, geht wohl mit Sicherheit aus den gegebenen Zahlen hervor. Gallensteine finden sicli überhaupt nur in allerhöchstens 10 Proz. der (weiblichen) Leichen, dagegen bei 88— 100 Proz. der an Gallen- blasencarcinom Verstorbenen. Weiter spricht für diesen Zusammenhang, dass, ebenso wie die Gallensteine, auch der Krebs überwiegend häufig bei Weibern vorkommt. Wie steht es nun mit der zweiten Möglichkeit, dass die Carcinoment- wickelung günstige Bedingungen für die Bildung von Konkrementen gibt? Nach Naunyn bilden sich Steine in der Gallenblase nur dann, wenn Stagnation der Galle eintritt und die Schleimhaut durch irgendeine Ursache erkrankt ist. Nun wird die Möglichkeit, dass durch den Krebs beide Be- dingungen erfüllt werden können und thatsäehlich dadurch die Gallenstein- bildung begünstigt werden kann, von den meisten Autoren zugegeben (Naunyn, Zenker). Fast alle sind sie aber darin einig, dass dies nicht das Gewöhnliche ist. Bewiesen ist das frühere Vorhandensein von Gallensteinen in den Fällen, in denen diese längere Zeit vor der Krebsentwickelung unzweifelhafte Erschei- nungen gemacht haben, beziehungsweise mit den Dejektionen abgegangen sind. Zenker führt drei solche Fälle aus der älteren Literatur an, Cour- voisier findet dreimal typische Kolikanfälle und zweimal Abgang von Steinen notiert. In einem Falle von Br et gingen der Erkrankung an Krebs Gallensteinkoliken 16 Jahre voraus. Heddaeus, Petersen, Meunier, Schubert u. a. erwähnen auch vereinzelt solche Beobachtungen; leider sind letztere also sehr selten und deshalb für eine sichere Beweisführung nur von beschränktem Wert. Die klinische Beobachtung hat gelehrt, dass das Gallenblasencarcinom eine äusserst rasch zum Tode führende Erkrankung ist. Nun wissen wir nicht, wie lange Zeit ein Gallenstein zu seiner Entstehung braucht. Auch Naunyn, wohl einer der kompetentesten Autoren in dieser Frage, glaubt, dass Steine mit einer aus zahlreichen Schichten bestehenden Schale wohl längere Zeit brauchen, um diese zu bilden, und auch den solitären krystallinischen Chole- stearinsteinen wird man seiner Ansicht nach ein höheres Alter nicht ab- sprechen dürfen. Hingegen glaubt er, dass sich die „gemeinen Gallensteine, die gemischten Bilirubinkalksteine und die reinen Bilirubinkalksteinchen“ sehr wohl in kurzer Zeit bilden können. Es finden sich gerade grosse, geschichtete Steine sehr häufig in der krebsig entarteten Gallenblase, und die meisten Autoren glauben, daraus schliessen zu dürfen, dass die Steinbildung der Krebsentwickelung vorausge- gangen sei. Mit der gleichen Einmütigkeit führen die Autoren folgendes Argument ins Feld: In einer grossen Zahl von Fällen führt der Gallenblasenkrebs sehr rasch zu einem vollständigen Verschluss des Ductus cysticus, so dass schon frühzeitig der Zufluss der Galle zur Gallenblase aufgehoben ist. Ihrer An- sicht nach kann hier das geringe, in der Blase enthaltene Material unmöglich zur Bildung so grosser Konkremente ausreichen. Für die Bilirubinkalkschichten glaubt Naunyn dies auch, dagegen gibt er an, dass ein weiteres Wachstum des »Steines durch Cholestearin auch da noch stattfinden kann, wo keine Galle mehr zufliessen kann, denn Chole- stearin liefert die Schleimhaut selbst. Somit bleiben absolut beweiskräftig nur die Fälle, in denen die voraus- gehende Gnllensteinerkrankung als solche sich, bemerkbar gemach! hat. 2*