Kataplasma kaolini / von A. Herzfeld.

  • Herzfeld, Alfred Abraham.
Date:
[1906]
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Credit: Kataplasma kaolini / von A. Herzfeld. Source: Wellcome Collection.

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    KATAPLASMA KAOLINJ. (Separatabdruck aus der „Deutsc November Von Dr. med. AJ2H eji^&j^ld New^^ork.* Apotheker-Zeitung”) Ist das Kataplasma Kaolini ein derartig wichtiges pharmazeutisches Präparat, dass es in unseren Arzneischatz, in unsere Phar- makopoe aufgenommen werden musste? Wie ich aus Ihrem Fragebogen sehe, meine Herrn, hat Ihrem “Committee on Queries” eine ähnliche Frage Vorgelegen, es sei mir desswegen erlaubt, wenige Worte bezüglich dieses Präparates hier von dem Standpunkte des Mediziners zu sagen. Das Ein verleiben dieses Präparates mo- derner Arzneikunde in die U. S. Pharma- kopoe bedeutet für dieses Werk und für seine Autoren einen gewaltigen Rück- schritt. Bei dem Durchblättern dieses sonst excellenten WTerkes fragt man sich unwillkürlich beim Anblick der For- mel dieses hochwichtigen Kataplasmas : ,, Wie kommt Saul unter die Propheten?!” Seit vielen Jahrhunderten gebrauchen wir in der Medizin Pasten und Umschlä- ge aller Art, unter diesen alten Antiphlo- gistikagibc es viele, die brauchbarer, rein- licher und zweckentsprechender sind als viele der modernen patentierten Reklame- heilmittel. In der Pharmakopoe des Royal College of Physicians of London des Jahres 1809 finde ich eine Formel, die würdiger der neuen Pharmakopoe ge- wesen wäre, als alle modernen wohlrie- chenden Pasten. Zum Nutzen und Frommen der näch- sten Pharmakopoe gebe ich Ihnen jene alte Formel: Formula No. 2 Cataplasma Sinapis : Man nehme je ein halb Pfund Senfmehl, sowie Iveiusamenmehl, kochenden Weinessig soviel, als zur Mischung einer derben Paste nötig ist. Diesem alten Kataplasma fehlt noch der moderne Namen, Aufputz und Re- klame, um es brauchbarzu machen. Das Kataplasma zur ZeitGeorgWashing- tons ward uns vom Tierreich bescheert, und in seinem reinen, unvermischten, un- verfälschten Zustande wurde es vielfach benutzt von allen jenen, die von einem Kataplasma Wunder erwarten, also auch von den Aerzten, und so kam es, dass schon damals dieses Tierkataplasma, sit * Nach einem Vortrag, gehalten auf der Ver.saro min no- der New York State Pharm venia verbo, für alle jene Krankheiten gebraucht wurden, die auf „itis” gehen. Jedes Kataplasma wirkt als Irritans, es reizt die Haut und wenn aus der so irritier- ten Haut eine wässerige Flüssigkeit träu- felt. so ist dies eine Folge der durch das Irritans herbeigeführten Hyperaemie. Werden nun bei Anwendung eines sol- chen Kataplasmas in der Form der Paste die Poren der gesunden Haut schmieren- derweise verschlossen, so hat diese Paste noch die unangenehme Nebenwirkung, eine Dermatitis zu verursachen. Dr. A. Reich sah nach dem mehrtägigen Ge- brauch einer dieser bekannten, wohlrie- chenden Glyzerinpasten ein schweres Ery- sipel entstehen, das sich nur auf den Ge- brauch dieses Nostrums zujückführen liess. Von der Wirkung des Glyzerins sagt H. C. Wood in seinen Therapeutics p. 830: ‘ There are certain personsupon whose skin even the finest glycerin acts as anirritant.” Das Glyzerin wird vermittelst des schweren stets ,,sterilen” Kaolin, Füllers Earth oder Kreide in Pastenform ge- bracht. Das Vehikel bestimmt öfters den wissenschaftlichen Taufnamen und macht den Kranken mit der wissenschaftlichen Schwere des Präparates bekannt. So sah ich einen kranken Menschen mit Lungen- entzündung schwer atmen und dazu noch unter der Last eines solchen heilbringen- den Umschlages, von dem so vieles zu- deckende und desswegen so beliebten Kataplasma Kaolini. Selbst Macaon schon im Altertume zog den leichten Pferdemist einem schweren Thongemenge vor. Das Kataplasma Kaolini muss .,heiss” aufgetragen werden. Die Wärme, pure und simple, ist ein gutes Reiz- und desswegen Heilmittel, verur- sacht bald den gewünschten Schweissaus- bruch, ohne die Luft von der stets atmen- den Haut hermetisch abzuschliessen. UnserePharmakopöe enthält eine grosse Anzahl guter, billiger und leicht brauch- barer Antiphlogistika und nicht muss man nach dem fernen Westen der United Sta- tes wandern, um jene heilbringende Paste zu suchen, ohne welcher kein Medicus “m this great land of ours” mehr leben und verschreiben will Noch vor kurzer Zeit machte Professor